Bolivien (2/5) – Coroico: Sol y Luna, mein Bungalow über den Wolken. Ein Paradies mit Schwachstellen.

Sol y Luna Coroico Bolivien Sigrid by Birgit Strauch Shiatsu Thetahealing

Es lagen etliche Tage in Bussen auf teils sehr rumpeligen Straßen vor allem in ungewohnter Höhe und am skurrilen La Paz vorbei, hinter mir. Darum sehnte ich mich nach Erholung und einfach mal nichts Tun. In Deutschland hatte sich herausgestellt, dass die Tante einer meiner besten Freundinnen ein Guest House in Bolivien betreibt. Außerdem hatte Sigrid, so heißt die Tante, ein Buch, leider noch unveröffentlicht, über ihre Anfangszeit in Coroico geschrieben und ich durfte die Rohfassung lesen. So kam ich zum Sol y Luna in Coroico und hatte schon in Deutschland für 4 Tage einen Bungalow mit Blick über Coroico und das ganze Tal gebucht.

Es war nicht leicht gewesen, es pünktlich zur ersten im Voraus gebuchten Nacht vom Colca Canyon in Peru aus zu schaffen. Ich machte die Erfahrung, dass es mir viel von der Qualität des Reisens nahm, wenn ich „Termine“ einhalten musste. Bloß hätte ich nicht vorher reserviert, wäre dieser Bungalow nicht mehr zu haben gewesen. Ein Zwiespalt, dem ich unterwegs schon öfter begegnet war. Die lange Strecke mit ewigen Wartezeiten am Grenzübergang, durch die Berge, auf den einfachen Straßen, hatte ich unterschätzt.

Aber nun war ich hier und genoss meinen abgelegenen Bungalow und diesen Frieden hier. Kolibris surrten durch meinen Garten und wenn ich auf dem Bett lag und über die Berge sah, konnte ich mein Glück kaum fassen. Für solche Momente lohnten sich alle Strapazen. Der Bungalow hatte noch ein kleines Extra, er lag so weit abseits, dass ich ohne gesehen zu werden, den kleinen Weg zur Dusche, die im Garten stand, nackig zurück legen konnte und mich ungesehen zum Sonnen auf meiner Terrasse fläzen konnte. Allerdings musste ich beim Sonnenbaden feststellen, dass es hier ganz gemeine blutsaugende Fliegen gab, so wie die Sandfliegen und die Stiche juckten tagelang wie Hölle. Tja, auch im Paradies gibt es manchmal Schwachstellen. Tagelang grübelte ich darüber, warum ich diese Plage angezogen hatte, bis die Stiche langsam aufhörte zu jucken.

Dieser Blick von meiner Veranda lies mein Herz weit werden. Bang! Angedockt an den Mysterien des Lebens, die man besser fühlen, als erdenken oder mit den Augen sehen kann. Ich wünschte all den Menschen aus La Paz, die eingesperrt in den Vorstädten voller Gewalt, Mauern und Kälte, ein Leben mit, ich denke mal verschlossenen Herzen fristen mussten, dass es jedem von ihnen auch manchmal möglich war, so einen freien Moment zu erleben.

Gleich am ersten Morgen bin ich nach Coroico hinunter gelaufen und habe auf dem Markt einen riesigen Berg an frischen Sachen zum Kochen gekauft. Was für ein Glück, denn nach dem sonnigen Nachmittag gestern und auch noch schönen Morgen heute, schlug dann die Regenzeit zu und die Zeit blieb irgendwie stehen. Eingehüllt in einer nicht enden wollenden Regenwolke verbrachte ich die nächsten 2 Tage besinnlich in meinem kleinen Paradies. Plötzlich mit all den Eindrücken der bisherigen Reise nur auf mich zurückgeworfen. Wie ich diese Tage genossen habe. Irgendwie hätten sie ewig dauern dürfen.

Vielleicht wäre Sonne schöner gewesen, aber so war der Garten und die Stille noch ein klein wenig mystischer. Das Problem war nur, dass ich meine Regenjacke im Colca Canyon hatte liegen lassen, als ich bei meinem Morgenkaffee plötzlich aufspringen musste, um den Bus noch zu erwischen. Ich hatte dann in Peru eine Regenjacke aus Vollgummi auf dem Markt erstanden, die zwar außen trocken hielt, aber meine Körperwärme oder den Schweiß beim Laufen nicht nach außen lies, was dazu führte, dass ich schon nach wenigen Minuten nass geschwitzt war. Zum Rumsitzen, wie beim Angeln hätte die Jacke vielleicht getaugt, aber beim umherstreifen im Dauerregen leider gar nicht. So blieb ich, bis auf wenige Spaziergänge im Garten in meiner Hütte, genoss es zu kochen und zu lesen und in den Regen zu schauen. Herrlich!

Coroico ist eine gemütliche Kleinstadt. Am Nachmittag fand hier ein Fest statt, drum war die Stadt schon mit Vorbereitungen beschäftigt. Mir war der Trubel allerdings viel zu viel. Ich erledigte ein paar Einkäufe auf dem Markt und trank eine vorzügliche heiße Schokolade (so lecker) in einem kleinen Cafe und machte mich dann schnell zurück auf meinen Berg in meinen einsamen Bungalow im Sol Y Luna in diese phantastische Stille und Ruhe.

Vom Markt gibt es leider nur dieses eine Photo, ich hatte das Gefühl, die Menschen mögen es nicht, wenn man die Kamera auf sie richtet und dann sind mir natürlich herzliche Begegnungen lieber, als viele Photos. Und ich hatte so viel Spaß mit dem Handeln und Einkaufen und Gerichte erklären lassen von den Marktfrauen. Ich spreche nur ein wenig spanisch, verstehe es aber recht gut. Allerdings kam ich mit meinem Spanisch bei einigen Marktfrauen auch nicht weiter, denn sie sprachen vermutlich die AymaraSprache. So kam die überall verstandene Sprache mit Händen, Füßen und viel Gelächter zum Einsatz.

In Sigrids Garten  im Sol Y Luna und auf dem ganzen Gelände kann man eigentlich tagelang spazieren gehen, ohne dass es langweilig wird. Es gibt so viel zu entdecken. Und natürlich haben Sigrid und ich mal zusammen gekocht und Neuigkeiten aus Deutschland ausgetauscht. Sie ist ein ganz wunderbarer, sehr feinfühliger und spirituell interessierter Mensch. Die Gespräche mit ihr waren wunderbar inspirierend, sehr passend zu diesem mystischen Ort. Sie hatte sich hier wirklich, als Aussteigerin von Berlin, ein kleines Paradies in den bolivianischen Bergen geschaffen.

Noch ein paar Eindrücke und wunderschöne Blumen aus Sigrids Garten.

Buchempfehlungen für Bolivien:

Bolivien kompakt (kleiner Reiseführer von Reise Know How)

Bolivien: Die schönsten Wanderungen und Trekkingrouten. 52 Touren (Rother Wanderführer)

Reise durch einen einsamen Kontinent: Unterwegs in Kolumbien, Ecuador, Peru, Bolivien und Chile (Taschenbücher)

Reise Know-How Landkarte Bolivien (1:1.300.000): world mapping project

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