Russland bei den Ewenken (1): Ankunft im Lager & Millionen Mücken!

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Inspiriert durch den Film „der Junge und der Wolf“, der bei den Ewenken in Sibirien spielt, hatten mein Sohn Lasse und ich den Wunsch, selbst einmal auf einem Rentier zu reiten und eine Zeit lang bei einer ewenkischen Familie zu wohnen. Schon für die Reise nach Kirgistan vor ein paar Jahren, hatte ich mir ein wenig russisch angeeignet und so fing ich im Internet ( Hier die Internetseite: бельый олень ) an zu suchen und hatte bald Kontakt zu einem Dorfvorsteher, der mich dann bekannt machte mit der Juri und seiner Tochter Natalia.

Sie holten uns abends am Bahnhof von Tschara ab. Leider sprang ihr Auto nicht an und so mussten wir noch eine Nacht in Tschara bleiben und sind erst am nächsten Morgen gegen 5.00 Uhr ohne Kaffee und Frühstück, noch müde von der Anreise am Tag vorher, in einen Zug für russische Arbeiter gestiegen. Alle waren mehr oder weniger in Tarnanzügen und Gummistiefeln, also ganz praktisch für das Leben in der Taiga gekleidet.

Wie Marsmenschen kamen mein Sohn und ich uns mit unseren Treckingrucksäcken, den Outdoorschuhen und in Jeanshosen vor.

Mitten im Wald war ein kleiner Bahnhof und hier stiegen wir aus. Direkt hinter dem Bahnhof in der Taiga warteten dann auch schon die ersten Rentiere auf uns.

– Und Millionen von Mücken!!!!

Juri schien immun gegen Mückenstiche zu sein, seine Haut war dunkel und erschien dicker, als unsere feine weiße Haut. Und Natalia trug einen Tarnanzug, an dem sich eine Kapuze befand, die sie vorne mit einem Netz verschließen konnte. Wir mussten uns mit Tüchern, Sonnenbrille und Hut schützen. Bis wir das Lager erreichten hatte ich 39 Stiche im Gesicht und sicher ebenso viele Mücken einfach eingeatmet und dann wieder ausgehustet. Darauf war ich nicht vorbereitet gewesen. Für meinen Sohn hatte ich ein Mückennetz für den Kopf dabei. Als ich das Ding in Berlin eingepackt habe, hatte ich noch über mich selbst geschmunzelt, wie übervorsichtig ich an meinen Sohn denke. Dass er es wirklich brauchen würde, damit hatten wir nicht gerechnet. – Und immer noch ohne Kaffee und Frühstück ging es auf dem Rücken eines Rentiers durch die Taiga. Bei einer Pause gab es dann heißen Tee und Chinanudeln. (Leider sind diese furchtbar chemisch aromatisierten Nudeln aus China bei unseren ewenkischen Freunden so beliebt, dass sie fast schon zum Grundnahrungsmittel gehörten. Voll schade.)

Sofort nach dem Absteigen von den Rentieren, wurden mehrere Feuer angezündet und frisches Moos verbrannt, welches sehr qualmte und dadurch die Mücken tatsächlich vertrieb.

Nach etwa 3 Stunden anstrengendem Ritt, denn es gibt keine Steigbügel am Rentiersattel und man muss die Beine angewinkelt hoch halten, erreichten wir unser Lager. Hier konnten wir unsere Hütte aus Baumrinde, die mit frischen, duftenden Kiefernzweigen ausgelegt war, beziehen. Der Duft, die ätherischen Öle, die die Zweige verströmten hielt die Mücken ab. Es war keine einzige in der Hütte, trotz offener Tür. Im Kreis lagen 3 Rentierfelle, auf denen wir unsere Schlafsäcke ausbreiten konnten. Und in der Mitte stand ein kleiner, aus einer Metalldose selbst gebauter Ofen, den wir, falls es kalt werden würde, anschmeißen konnten. Das wurde aber erst tatsächlich erst nötig, als die Regentage kamen.

Siehe auch:

Russland bei den Ewenken (2): Wölfe und gebratenes Rentiergeweih als Delikatesse

Russland bei den Ewenken (3): Ein Lied, ein eiskaltes Bad und Rentiere in der Küche

Russland bei den Ewenken (4): Ein Badesee, der letzte Ritt und zurück in die Zivilisation

Russland – Baikalsee – Insel Olchon (1): Ankunft in Chuschir bei unseren Schlittenhunden

Russland – Baikalsee – Insel Olchon (2): Schamanenfelsen, wir klettern ohne die Götter zu verärgern!

Russland – Baikalsee – Insel Olchon (3): Inselrundfahrt zum Kap Choboi

Russland – Baikalsee – Insel Olchon (4): Baden, Gassi gehen & ein Schamanentanz

Russland – Baikalsee – Insel Olchon (5): Berge zum Klettern, ein Altar mit Tierknochen & ein warmer Badesee


  • Puh, das ist auf jeden Fall mal ein besonderes Reiseziel! Sehr außergewöhnlich.

    Bin ja nicht zimperlich aber das mit den Mücken hätte mich schon echt genervt 😂😂😂

    • Ja, es hat auch genervt. Obwohl es eine unglaublich tolle Erfahrung war, werden wir im Sommer wohl nicht mehr in die Taiga reisen!

  • Das hört sich total toll an… bis auf die Mücken… 😉
    Wo ich doch so anfällig für Mückenstiche bin – mein Mann sagt immer, ich bin der beste Schutz gegen Mücken. 😉
    Aber zurück zu eurer Reise. Liest sich total spannend und hört sich nach einem echten Abenteuer an.
    Wir haben es lediglich mal für zwei Nächte, unter freiem Himmel, in den Wald geschafft und das fand mein Sohn schon total entspannt… aber ich bin mir nicht sicher, wie er so ein Abenteuer finden würde. 😉
    Ich lese jetzt auch mal die anderen Berichte und bin gespannt wie es weiter geht.

    Liebe Grüße
    Tanja

    • Hallo Tanja! Vielen Dank für den netten Kommentar. Draußen schlafen ist toll, oder? Aber ganz ehrlich: wir haben beide einstimming nach der Woche in der Taiga gesagt: es war toll, aber nicht noch einmal! Am Ende hatten wir auch einen kleinen Lagerkoller. Geplant war eigentlich noch ein Ortswechsel, aber das ging wegen Hochwasser und Waldbränden nicht. Aber z.B. die Insel Olchon im Baikalsee ist Mückenfrei. Tollen Sommer Euch! Liebe Grüße, Birgit

  • Hallo Birgit,

    danke für Deine Berichte aus der Taiga, vom Baikalsee und auch Kirgistan!
    Wir (Mutter & Sohn, 6) sind gerade in Russland unterwegs, Richtung Sibirien und Baikal; – da sind deine Schilderungen sehr inspirierend und ermunternd.
    Wann habt Ihr denn Eure Russland-Reise gemacht? Ist das schon länger her oder sind die Infos noch aktuell?
    Herzlichen Dank und liebe Grüße, Julia

    • Liebe Julia, ich glaube es ist 4 Jahre her. Also bei Russland kann ich mir jetzt nicht vorstellen, dass sich viel verändert hat. Kirgistan ist länger her, etwa 8 Jahre, da waren die Kids ja noch ganz klein. Viel Spaß Euch!!!

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