Abenteuer Rumänien mit Kindern (7/7) – Die Schlammvulkane von Noroiosi & Drakulas Grab in Snagof.
Es war schon nach Mittag, als wir das Donaudelta verließen. Es wollte uns nicht so leicht gehen lassen. Von unserem Hotel in Crisan war es eigentlich ganz einfach gewesen mit dem Boot nach Murighiol zu fahren, mal wieder mit unserem Bootsführer, der auch schon in Sulina mit uns war. Aber unser Auto stand nicht am Bootsanleger. Wir waren auf den netten Mann angewiesen, der uns hierher gebracht hatte, vor einer Woche. Umsonst und aus reiner Hilfsbereitschaft. Er musste uns abholen und zurück zu seiner Pension bringen, etwa 15 Minuten mit dem Auto, wir wussten ja noch nicht einmal den Weg. Am Telefon heute wirkte er ein wenig gestresst, es schien nicht ganz in seinen Zeitplan zu passen. Ich meine wir hätten auch ein Taxi genommen oder jemanden bezahlt, hier am Anleger gab es nur niemanden. Aber er ließ sich nicht lumpen und holte uns, wie versprochen, ab. Ich meine, nur sprechenden Menschen kann geholfen werden. Menschen, die ein Versprechen halten, obwohl es heute nicht mehr passt, könnten doch einfach sagen was los ist. Aber viele Leute, besonders auch in Asien, haben dann das Gefühl ihr Gesicht zu verlieren und machen die lustigsten Dinge, nur um nicht sagen zu müssen, was wirklich ist. Und ganz ehrlich, ich mache das auch manchmal. Und Du?
Am frühen Nachmittag saßen wir dann in unserem Mietwagen und fuhren den Schlammulkanen Noroiosi entgegen. Uns blieben noch zwei Nächte, bis wir wieder in Bukarest am Flughafen sein mussten und wollten den Rückweg langsam angehen. Mit einem Freund bin ich einmal direkt vom Donaudelta nach Bukarest gefahren, was auch machbar ist, aber auch ganz schön anstrengend. (Siehe hier!) Etwa sechs Stunden braucht man schon und irgendwann werden die Straßen voller und das Fahren ungemütlicher.
Ganz plötzlich wurden wir zu einer Pause gezwungen. Das kam, weil wir die Karte nicht richtig gelesen hatten. Bei Braila hörte die Strasse plötzlich am Unterlauf der Donau auf. Aber man wird direkt zur Fähre durchgeleitet, alles pist prima ausgeschildert. An einem kleinen Häuschen kauft man vorher die Tickets und stellt sich dann in die Reihe der wartenden Autos. 2016 ging alles ganz schnell die Prozedur dauerte eine knappe halbe Stunde, diesmal brauchten wir locker eine ganze Stunde, da wir länger warten mussten. Also plant ein wenig Wartezeit mit ein, wenn ihr Euch auf dem Weg zum Flughafen befindet oder einen Zeitplan einhalten müsst. Am Ende genossen wir die kurze Pause. Die Sonne brannte auf uns herunter, aber es wehte ein leichter Wind, alles wunderbar.
Dann ging es weiter nach Buzau, von hier dann auf der DN 10 Richtung Brasov etwa 16 Kilometer nach Berca, wo die Vulkane dann ausgeschildert sind. Ab hier fährt man durch eine herrliche Hügellandschaft, die alleine schon einen Besuch wert wäre. Hier leben nämlich auch Ziesel, lustige flinke, kleine Erdhörnchen. Und sie sind so süß!
Es ist früher Abend, als wir hier ankommen. Und mal wieder haben wir besonderes Glück. Direkt an den Schlammvulkanen gelegen befindet sich eine einfache Unterkunft (An einen Namen kann ich mich nicht erinnern, 0722/633021), in der ich mit meinen Kids ein Dreibettzimmer für 90 Ron beziehe. Gleich neben Yvonnes Doppelzimmer. Die Frauen hier sind unglaublich nett und auch das Essen ist vorzüglich. Ich liebe es, wenn man auf gut Glück irgendwohin fährt und dann einfach alles passt. Wie oft macht man sich umsonst Sorgen, dass irgendetwas blöd laufen könnte. So auch hier, natürlich hatten wir befürchtet, dass die Pension vielleicht zu hat oder es sie gar nicht mehr gibt. – Vielleicht auch nicht ganz unbegründet, denn außer uns war nur noch eine andere Familie da.
In der beginnenden Dämmerung schaffen wir es dann auch noch zu den Vulkanen. Die Landschaft erinnert an eine Mondlandschaft. Wild rennen die Kids über die frei Fläche und springen über die kleinen Schluchten. Mystisch ist es hier und blubbern tut es. Mit großen Luftblasen (oder besser Gasblasen), die in kleinen, regelmäßigen Abständen aus der Tiefe aufsteigen blubbert der dunkelgraue, salz– und schwefelhaltige Schlamm und läuft so immer wieder über den Rand. So etwas hatte ich vorher noch nie gesehen. Vorsichtig sind wir natürlich auch, denn wir wollen nichts kaputt machen. Am nächsten Morgen erleben wir hier nochmal einen tollen Sonnenaufgang, das sind dann die Bilder, die hell in einem fast orangenem Licht erstrahlen. Wem das zu viele Bilder sind, einfach rüber scrollen und nicht anklicken. Ich konnte mich mal wieder nicht entscheiden.
Die Umgebung hat noch mehr zu bieten und zwar Ziesel. Vielleicht hast Du diese putzigen Tierchen schon mal gesehen, für mich waren sie neu und ich hatte sie auch nicht erwartet. Ich war ein wenig überrascht, wie lebendig die Wiese um mich herum war, bis ich bei genauerem Hinsehen bemerkte, dass sie ganz viele Augen hatte, die neugierig und gar nicht mal so scheu, auf mich gerichtet waren.
Ich war so dankbar über all das, was wir gesehen hatten. Es ist unglaublich, wie schön unsere Welt ist, was die Natur alles zu bieten hat. Die Vulkane, Ziesel und das unglaublich schöne und wilde Donaudelta hat mich mit so einer Dankbarkeit angefüllt. Es war auch noch mal ein anderes Erlebnis, dies meinen kindern zeigen zu können, als alleine unterwegs zu sein. Zumindest meinem Sohn habe ich diese Staunen und die Neugierde auf Natur und Reisen vererben können. Solch gemeinsam erlebtes bringt zusammen. Ich war glücklich.
Unsere letzte Nacht werden wir in Snagof, etwa 40 Kilometer nördlich von Bukarest, also 30 Minuten vom Flughafen entfernt, verbringen. Hier wohnen wir bei einer alten Dame, die Zimmer vermietet hat. Als ich 2016 noch einmal hier war, gab es sie leider nicht mehr, was ich sehr schade fand, denn sie hatte ein traumhaftes Seegrundstück mit Steg, den wir mitbenutzen durften. Wer eine günstige Übernachtungsmöglichkeit nahe dem Flughafen sucht, der kann auf den Reisebericht vom Angeln im Donaudelta klicken.
In Snagof liegt ein Backsteinkloster, in dem Graf Dracula begraben sein soll. Eine schaurige und spannende Vorstellung. Da allerdings außer einer Grabplatte und einem goldenen Kreuz nicht viel zu sehen sein soll, beschließen wir, nur ein wenig den Ort zu genießen. Im Zentrum gibt es eine wunderbare Pizzeria und den See erleben wir in einem Regenschauer, der auch wiederum seinen Charme hat. Hier unsere letzten Stunden in Rumänien und die größten Seerosen, die ich in Europa je gesehen haben. So wie unsere Vermieterin uns erzählte waren sie auch das Geschenk eines asiatischen Königs.
Nach dem Regen wandern wir durch die Stadt. Auch hier begegnen wir wieder vielen Hunden, teils hinter Zäunen, aber auch wieder einem Rudel auf der Strasse. Rumänien ist echt ein Land für Hundeliebhaber.
Als die Reise zu Ende geht, sind alle ein wenig geknickt. Ich habe mir schon oft die Frage gestellt, ob es nicht möglich ist, die Neugier, Leichtigkeit und Freude mit in den Alltag zu nehmen. 2013, wo wir diese Reise gemacht haben, ist mir das noch nicht so gut gelungen, aber heute, vier Jahre später, gelingt mir das schon viel besser. Ich habe aufgehört mir Sorgen zu machen. Das war ein echter Befreiungsschlag. Früher ging das nur auf Reisen, heute auch im Alltag. Und dann habe ich begonnen, meinen Kiez in Berlin aus den Augen eines Touristen zu sehen und das ist eine ganz wunderbare Sache, was es so alles zu entdecken gibt. Probiert das mal aus!!!
Warst Du schon mal in Rumänien? Oder wie ist es bei Dir mit dem Ankommen im Alltag, nach dem Urlaub? Ich würde mich riesig über Deine geteilten Gedanken im Kommentar freuen! Und abonniere meinen Newsletter, um keinen neuen Artikel zu verpassen.
Buchempfehlungen für Rumänien:
Never Mind the Balkans, Here’s Romania Eine liebevolle Vorbereitung auf Rumänien anhand von lustigen Kurzgeschichten, die einen guten Einblick in das rumänische Leben bieten. In leicht zu verstehendem Englisch, von Mike Ormsby.
The Rough Guide to Romania Mal wieder der Rough Guide, aber auch für Rumänien meiner Meinung nach einer der besten Reiseführer. Er ist vom Gewicht her leicht, viel leichter als der Reise Know How oder der aus dem Michael Müller Verlag und sehr gut strukturiert. Natürlich auch wieder auf englisch.
Rumänien Reiseführer Michael Müller Verlag: Individuell reisen mit vielen praktischen Tipps (MM-Reiseführer) Auf deutsch und richtig einladend zum schmökern, ist der Rumänienreiseführer aus dem Michael Müller Verlag. Viele Informationen und Bilder machen richtig Lust darauf, Rumänien zu erkunden. Obwohl er ein Taschenbuch ist, ist er recht schwer und für Backpacker, die aufs Gewicht achten, vielleicht nicht geeignet. Als Vorbereitung auf die Reise zu Hause, fand ich ihn richtig klasse.
Reise Know-How Landkarte Rumänien, Moldau (1:600.000): world mapping project Die Landkarten von Reise Know How sind strapazierfähig und feuchtigkeitsfest. Gerade für die Planung der Reiseroute, finde ich Landkarten zum anfassen schöner, als bei Google Maps zu gucken. Und unterwegs, wenn mal die Internetverbindung streikt, wie im ländlichen Rumänien, hat sie uns gute Dienste erwiesen.
Langenscheidt Sprachführer Rumänisch – Buch inklusive E-Book zum Thema „Essen & Trinken“: Die wichtigsten Sätze und Wörter für die Reise Meiner Ansicht nach der beste Sprachführer, alles ist leicht zu finden und die Sätze kann man wirklich gut gebrauchen. Auch die Aussprache war gar kein Problem und ihr glaubt gar nicht, wie sehr die Menschen sich freuen, wenn man sich die Mühe macht und versucht in ihrer Sprache zu sprechen. Das kann echt Türen zu den Herzen der Menschen öffnen.
So geht es weiter mit unserem Abenteuer in Rumänien:
Abenteuer Rumänien mit Kindern (3/7) – Donaudelta: Crisan – Hund, Katze, Frosch & ein Pool.
Abenteuer Rumänien mit Kindern (4/7) – Donaudelta: Das verlassene Letea & seine uralte Eichen.
Hier machte ich mit meinem Freund Rene romantischen Angeltour durchs Donaudelta:
Rumänien – Angeln im Donaudelta (1/4) – Donaudelta – Angeltour – Anreise – Unterkunft Rumänien – Angeln im Donaudelta (2/4) – Murighiol (Angeltour): Speedboot, Schnaps, und große Herzen
Rumänien – Angeln im Donaudelta (3/4) – Sfantu Gheorghe: Der große Regen & Ergebenheit Rumänien – Angeln im Donaudelta (4/4) – Easy Peasy Learn Romanian – Wir sind Rumänen, aber keine Zigeuner
Oder interessiert Dich das magische Transsilvanien?
Rumänien, magisches Transsilvanien (1/6) – Sinaia: Schneebedeckte Berge, jede Menge Hunde und Kaulquappensuppe (nie wieder!) Rumänien, magisches Transsilvanien (2/6) – Sinaia: Schloss Peles, auch hier gibt es Bärenwarnung & der magische Baum von Busteni.
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