Wildes Guatemala (4/15) – Chisec und die Höhlen von Bombil Pek: Endlich abseits des Touristenpfades, das Abenteuer beginnt! Tolle Hügellandschaft, wunderbare Menschen & angekommen im echten Guatemala.

Höhle Bombil Pek Chisec Guatemala by Birgit Strauch Shiatsu & Bewusstseinscoaching

Da ich noch nicht wusste, dass man in Guatemala, im Gegensatz zu Quintana Roo in Mexiko, einfach auf einen Bus aufspringen kann, ohne vorher ein Ticket gekauft zu haben, ging ich in in Flores in das kleine Reisebüro rechts vom Hotel el Mirador del Lago, um ein Ticket nach Chisec oder in eine ähnliche kleine Stadt vor Coban zu kaufen. Lustigerweise sprach der Mann in dieser Agentur kein Englisch und mein Spanisch steckte noch in den Kinderschuhen. Ich verstand ihn so, dass das nicht möglich sei. So kaufte ich also doch ein Ticket nach Coban und beschloss, einfach eher aus zu steigen.

Am nächsten Morgen war ich dann positiv erstaunt. Um 8.00 Uhr wartete ich vor dem Hotel auf den Kleinbus, da kam der Typ aus dem Reisebüro, schnappte sich meinen Rucksack und trug in zwei Straßen weiter zu einer anderen Agentur. Da man das Ticket schon im Voraus kaufen musste, wollte ich wenigstens einen „Asiento de la ventana“, Fensterplatz, hatte aber gedacht, auch dieser Wunsch sei untergegangen. Bei der anderen Agentur nun, wartete der Mann geduldig mit mir, bis der Bus kam, sagte dem Fahrer sogar Bescheid, dass ich in Chisec aussteigen wollte und sorgte dafür, dass ich meinen Fensterplatz bekam. Ich war ganz gerührt, über so viel Bemühung.

Die Fahrt von Flores nach Chisec dauerte etwa viereinhalb Stunden und kostete 120Q. Ich war ganz begeistert von der Landschaft. Diesen süßen kleinen grünen Hügeln, dann all diese Rinderherden unter Palmen und die Farben waren so knallig und alles so saftig. Was für ein Glück, dass ich dem winterlichen Grau in Berlin entfliehen konnte.

Ihr glaubt gar nicht, was es für ein Hochgefühl für mich war, als ich in Chisec den Bus verließ, um endlich im wirklichen, echten, eher untouristischen Guatemala anzukommen.

Auf der anderen Straßenseite prangte ein Schild „Hospedaje“, und da ich meinen Rucksack ganz schnell los werden wollte, ging ich dort hinein. Der Weg führte durch einen Hof, der eine Art Werkstatt war, aber dann traf ich auf eine ältere Dame, die auf meine Frage nach einem Zimmer in Windeseile, in einem der Räume frische Bettwäsche aufzog und den Besen schwang. Für 4,50 € war das Zimmer total in Ordnung, allerdings mit Dusche und Klo auf dem Gang. Das mag ich eigentlich nicht so. Aber was mich zum Bleiben überzeugte, war das offene Feuer (naja, nicht nur Holz, sondern auch der Hausmüll mit Plastik wurde hier verbrannt), das im Hinterhof brannte und die zwei Kaninchen, die frei im Hof lebten. Wem es noch nicht aufgefallen ist, dort wo Tiere leben, am liebsten Hunde und auf dem Land Hühner und Katzen, dort fühle ich mich immer am wohlsten.

Der Sohn meiner Wirtin konnte mir dann auch genau erklären, wie ich zu den Höhlen von Bombil Pek komme. In seiner Beschreibung klang das ganz einfach und vor allem so wie „um die Ecke“. Also die Hauptstraße zurück, aus der Richtung, wo ich gekommen bin, dann bis zur Brücke und dort sei der Eingang. Etwa 20 Minuten von hier, also so wie für die Menschen in Guatemala mit ihrem Zeitgefühl eben 20 Minuten dauern.

Na wunderbar, ich packte meine Kamera ein, füllte meine Wasserflasche auf, cremte mich mit Sonnencreme ein, und ging los. Nach etwa 45 Minuten in der Mittagshitze, erreichte ich dann auch das Metalltor und die Brücke über den Bach mit leicht türkisfarbenem Wasser. Einige Leute aus dem Dorf waren hier zum Wäsche waschen und ein Liebespaar saß turtelnd auf der Brücke.

Hier schlich ich mich vorbei und kurze Zeit später befand ich mich auf einem nicht enden wollenden Feldweg, der sich durch Dschungel, an Maisfeldern und Rinderweiden vorbei, durch diese herrlich faszinierende Hügellandschaft schlängelte.

Nach einer weiteren Stunde (ich musste aber auch ständig anhalten und staunen), erreichte ich tatsächlich eine Höhle, die plötzlich links neben dem Weg über eine Treppe in den Waldboden hinein, zu erreichen war. Das war schon ein wenig aufregend. Leider hatte ich meine Taschenlampe vergessen und auch nur Flip Flops an, und so blieb ich in der ersten Höhle, die gar nicht mal so klein war, aber sehr rutschig alles, lieber mal recht nahe am Eingang stehen.

Es sollte noch eine weitere, viel größere Höhle geben, also ging ich den Weg noch ein wenig weiter. Im Reiseführer hatte gestanden, dass man vorne an der Hauptstraße Eintritt bezahlt und eine Taschenlampe ausleihen kann, bis jetzt allerdings war ich noch niemandem begegnet. Doch plötzlich sah ich drei Waldarbeiter mit Macheten vor mir auf dem Weg. Mir sind diese Macheten sehr unheimlich, werden sie hier zwar von jedem Feldarbeiter benutzt, so könnten sie doch ganz schnell zu einer Waffe werden. Noch 1980 hatte es hier große Aufstände gegen die Großgrundbesitzer und das Militär gegeben. Die Guerillas fanden viele Anhänger in den Dörfern, besaßen allerdings zu wenig Waffen und waren so oft schutzlos der Verfolgung durch das Militär ausgesetzt. Das war gerade mal 35 Jahre her, man konnte also davon ausgehen, dass die ältere Bevölkerung an den Aufständen beteiligt gewesen war. Hier also eventuell einem ehemaligen Guerilla mit Machete zu begegnen, der mich vielleicht irgendwie, als eine Art Großgrundbesitzer sah, da ich mir ja diese Reise und Kamera leisten konnte, beunruhigte mich ein wenig.

Ich schluckte meine aufkommenden Bedenken hinunter und grüßte die erstaunten Männer freundlich und erzählte, dass ich die zweite Höhle suchte. Dann stellte es sich heraus, dass die Männer zu den drei Familien gehörten, die sich um die Gegend, die Höhlen und die Wege kümmerten. Diesen Monat seien nur etwa fünf Touristen zu den Höhlen gekommen, aber für 20Q würde der eine gerne die Führung mit mir machen.

Ich war begeistert über sein einfach zu verstehendes Spanisch. Eigentlich sprechen sie hier ein Maya Dialekt und Spanisch ist auch für sie eine Fremdsprache. Nach wenigen Minuten erreichten wir den Eingang der Höhle. Es ging plötzlich sehr tief nach unten. Man hätte sich abseilen lassen können, allerdings gab es gerade kein Seil. Oder man nahm eine 25 Meter in die Tiefe gehende Leiter ohne Sicherung. Das hätte ich mir mit festen Schuhen auch zugetraut, aber da ich Flip Flops an hatte, verzichtete ich auf diese Erfahrung. Eigentlich ein wenig schade, denn die Höhle wäre sicher auch voll spannend gewesen. Aber ich dachte an meine Kids zu Hause und lies dieses Abenteuer lieber bleiben. Vielleicht komme ich mal mit festen Schuhen wieder.

Auch ohne Besichtigung Höhle, machte ich mich total zufrieden auf den Rückweg. Alleine diese umwerfende Natur und die Begegnung mit den Männern, die Möglichkeit, eine wenig spanisch zu trainieren, waren schon Erlebnis genug. Ein wenig missmutig dachte ich allerdings an den langen Marsch, in der Hitze die Hauptstraße entlang. Aber schon nach den ersten paar Metern, hielt ein Pickup der örtlichen Polizei und lud mich ein, hinten auf zu springen. Da lies ich mich natürlich nicht zwei mal bitten. Und dies sollte mir auf dieser Reise noch so oft passieren. Dazu gibt es einen eigenen Artikel, zu all den Geschenken und tollen Zufällen (es gibt ja eigentlich gar keine wirklichen Zufälle), die sich ereignet haben.

Und am Abend gab es dann, ein leckeres Hühnchen mit einem kühlen Gallo Bier im Restaurant am Marktplatz. Siehe Photo weiter oben auf dieser Seite. Was für ein herrlicher Tag mit so unglaublich netten Begegnungen. Das liebe ich am Reisen alleine mit dem Rucksack so sehr, diese Erfahrungen!

Meine Buchempfehlungen für Guatemala:

Reise Know-How Guatemala: Reiseführer für individuelles Entdecken

Lonely Planet Guatemala (Country Regional Guides)

Reise Know-How Landkarte Guatemala, Belize (1:500.000): world mapping project

Im Land des ewigen Frühlings: Guatemala-Roman

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Meine Mexiko/Guatemala/Belize-Reise begann in Mexiko:

Mexiko 2017 (1/6) – Cancun – Isla Mujeres: Meeresschildkröten, Fregattvögel & eine Massage mit Meeresbriese.

Mexiko 2017 (2/6) – Bacalar, das Dorf an der Lagune Bacalar: Ruhe, Staunen, Hundefreunde – ein kleines Paradies.

Mexiko 2017 (3/6) – Bacalar: Eine Bootsfahrt über die wunderschöne klare Lagune der sieben Farben.

Dann über Belize:

Mexiko – Belize (1/3) – Guatemala 2017: Von Bacalar (Mexiko) über Belize nach Flores (Guatemala) in 11 Stunden.

nach Guatemala:

Guatemala 2017 (1/15) Flores im Lago Peten Itza: Cool Beans & San Telmo, bunte Kaffees zum Relaxen.

Guatemala 2017 (2/15) – Lago Peten Itza, El Remate & Biotop Cerro Cahui: Klares, kaltes Wasser, ein Fuchs (El Zorro gris) & ein kleiner Tukan ( Tucancillo Collarejo).

Guatemala 2017 (3/15) – Tikal: Nasenbären (Coatis), eine Vogelspinne, Brüllaffen & das Erwachen des Dschungels inmitten eindrucksvoller Mayaruinen.

Guatemala 2017 (5/15) – Lagunas de Sepalau bei Chisec: ein Waschsalon mit Aussicht, Leben auf dem Dorf in Guatemala.

Guatemala 2017 (6/15) – Laguna Lachua: Mehr Paradies geht nicht! Hier bracht man zum Fische beobachten keine Taucherbrille, so klar ist das Wasser.

Guatemala 2017 (7/15) – Barillas: Über das Busfahren & eine quirlige Kleinstadt in den Bergen Guatemalas.

Guatemala 2017 (8/15) – San Rafael la Independencia:  Kühe, Pferde, Esel, Schafe und ein ganz besonderes Geschenk für mich!

Guatemala 2017 (9/15) – Über San Miguel Acatan nach Tres Caminos:  Durch die wilden Berge der Cuchamatanes.

Guatemala 2017 (10/15) – Todos Santos Cuchamatan: Hier kann man relaxen, wandern und Männer in weiß-rot-gestreiften Hosen bestaunen.

Guatemala 2017 (11/15) – Sacapulas: Die Brücke am Fluss & ein romantisches Hotel in Guatemala-Original-Style.

Guatemala 2017 (12/15) – Lanquin / Semuc Champey: Traumhafte Natur-Swimming Pools im Dschungel.

Guatemala 2017 (13/15) – Biotop Chocon Machacas – Rio Dulce: ein Fluss voller Magie!  Meine Felsendusche, jede Menge Pelikane & ein Tag in der Hängematte

Guatemala 2017 (14/15) – Rio Dulce nach Livingston: Dschungel, Flussfahrt und Pelikane, Pelikane, Pelikane und Fregattvögel.

Guatemala 2017 (15/15) Livingston: Eine lebhafte Stadt an der Flussmündung zum karibischen Meer.

Von Guatemala über Belize:

Belize 2017 (2/3): Blue Creek – Besuch bei Judy und John, einer Mennoniten-Familie. „Hard work, strong ethics & deep roots“
Belize 2017 (3/3) – Corozal: Ein traumhaftes Meer, aber niemand ist drin!?!

Zurück nach Mexiko:

Mexiko 2017 (4/6) – Tulum: Traumfänger, Mayaruinen & eine typische Traveller Stadt. Herrlich zum Souvenir-Shoppen!

Mexiko 2017 (5/6) Coba: Ruinen, Cenotes (Höhlen mit Pools) & das Restaurant el Cocodrilo am See.

Mexiko 2017 (6/6): Playa del Carmen: 1h vom Flughafen Cancun entfernt – das mexikanische Mallorca.


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