Wildes Guatemala (5/15) – Lagunas de Sepalau bei Chisec: ein Waschsalon mit Aussicht, Leben auf dem Dorf in Guatemala.
Ich bin Frühaufsteher, vor allem, wenn ich in fremden Ländern unterwegs bin. So auch an diesem Morgen in Chisec. Auf der etwas zu harten Matratze hatte ich zwar gut geschlafen und für meinen selbstgemachten Morgenkaffee setzte ich mich vor mein Zimmer und konnte die Familie sehen, wie sie in der offenen Küche im Hof ihren Tag begannen, mit Zähne putzen und Geschirr waschen. Ich hatte die Nacht in einer ganz einfachen Hospedaje in Chisec verbracht. Ich war gespannt, was der heutige Tag bringen würde. Als erstes wollte ich mir die Lagunen de Sepalau ansehen, etwa 12 km von Chisec entfernt.
Ich trat auf die Strasse, in der Hoffnung, in diesen frühen Morgenstunden, mir ein Tuk Tuk schnappen zu können, dass mich zu den Lagunen brachte. Ich musste auch nicht lange warten und ein noch ganz junger Tuk Tuk Fahrer hielt. Schnell war der Preis (60Q) ausgehandelt. Von der Hauptstraße bog er ab in eine ungeteerte Seitenstraße, die sich durch Hügel und an vielen kleinen, einfachen Häusern vorbei auf und ab Richtung des Dorfes Sepalau,schlängelte. Die Häuser endeten und es ging weiter durch mit Stacheldraht eingezäunte Weiden. Plötzlich kamen uns sieben Arbeiter mit Macheten entgegen. Ich war froh, im Tuk Tuk zu sitzen und ihnen nicht alleine zu begegnen. Auf der einsamen Straße, rechts und links Stacheldraht von den Rinderweiden, hätte ich ihnen nicht ausweichen können. Im Dorf Sepalau angekommen, wollte mein Fahrer schließlich den Preis noch einmal neu verhandeln. Er war ein kleines Schlitzohr, aber ich blieb standhaft und er brachte mich zu den vereinbarten 60 Q zu den Lagunen.
Im Reiseführer hatte es geklungen, als ob die Lagunen ein Ausflugsziel für Touristen seien und es war Sonntag, so erwartete ich eigentlich einen gewissen Ansturm. Aber es war niemand da. Zumindest hatte ich mir einen kleinen Stand erhofft, an dem ich etwas zum Frühstück bekommen konnte, aber außer einem verlassenen Areal zum Campen und ein paar leeren Hütten war hier nichts. Also machte ich mich leicht hungrig auf den Weg zu den Lagunen. Ich erwischte einen Weg durch den Dschungel, der mich zu einer kleinen Aussichtsplattform führte, und ich war begeistert über diesen weitreichenden Ausblick. Ein ganz tiefgrünes Türkis, eingerahmt von steilen Felswänden, breitete sich vor meinem Blick aus.
Im Hintergrund lag die zweite Lagune. Dort hatten schon einige Frauen ihre frisch gewaschene Wäsche, auf den Steinen, zum Trocknen ausgebreitet. Ich hörte ihre Stimmen und Kinderlachen aus der Ferne.
Zwischen beiden Lagunen war eine Art felsige Landzunge und auf dem Weg dorthin begegnete ich ein paar Jungs, wovon der Älteste einen riesigen Berg Wäsche, eingewickelt in ein Tuch und mit Tragriemen über der Stirn, über die Felsen schleppte. Sie schauten mich ein wenig überrascht an und erwiderten eher schüchtern meinen Gruß.
Nach dieser Begegnung war für mich aber auch klar, dass ich mich hier nicht im Bikini zeigen und in die Lagune springen würde, während die Familien und Jungs dort ihre Wäsche wuschen. Ich bin auch ganz sensibel, wenn es darum geht, ob man vielleicht stören könnte. Also ich kenne das aus Berlin, wenn man sich ein ruhiges Plätzchen am Kanal gesucht hat und dann die Touristenschiffe vorbeifahren und die Kamera auf einen richten, das ist einfach nur nervig. So hatte ich hier ein wenig das Gefühl, ich könnte vielleicht nicht willkommen sein. Ich noch eine Weile und genoss die Lagune und beschloss dann, mich auf den Rückweg zu machen. Abgesehen davon, dass ich immer noch einen knurrenden Magen hatte, denn weit und breit kein Lädchen.
Oben am verlassenen Parkplatz entdeckte ich ein Schild, auf dem ein Bootsverleih auf der Lagune angekündigt war. Also das muss auch schon ein paar Jahre her gewesen sein. Ich lief die zwei Kilometer zurück ins Dorf und wurde auch hier eher ein wenig zurückhaltend bis zurückschreckend beäugt. Auf dem Weg ins Dorf hatten mich einige Frauen mit Kindern überholt. Ein schöner Anblick, wie die Mädels lachend und nicht in spanisch quatschend, in ihren langen Röcken, teils mit Babys in Tüchern, mich ein wenig schüchtern anschauend, überholten.
Im Dorf hoffte ich für die 12 Kilometer zurück nach Chisec zu meiner Hospedaje, irgendeine Fahrgelegenheit zu finden. Aber kein Auto, Mofa oder Tuk Tuk weit und breit. Dafür jede Menge Hühner und immer wieder Menschen, die ich als sehr distanziert, fast ablehnend wahrnahm.
In der Dorfmitte gab es einen Kiosk und genau in dem Moment, wo ich dort ankam, um nach einem Fortbewegungsmittel zu fragen, hielt ein blauer Pickup. Ich sprach einen jungen Mann an, ob ich hier ein Tuk Tuk finden könne, das wiederum bekam der Pickupfahrer mit, scheuchte seinen jungen Beifahrer auf de Ladefläche und lud mich auf den Beifahrersitz ein.
Ich glaube er weiß gar nicht, wie dankbar ich ihm gewesen bin. Nicht nur, nicht in der brennenden Sonne auf der hügeligen Strasse den Rückweg antreten zu müssen, sondern auch nicht den sieben Männern mit den Macheten auf der mit Stacheldraht eingerahmter Strecke begegnen zu müssen. Stattdessen, schön gemütlich im Pickup, ein bisschen spanisch quatschen und in ein lachendes Gesicht gucken mit so einer Art Goldzahn. Das hatten in Guatemala und auch Mexiko viele Menschen, keine ganzen vergoldeten oder versilberten Zähne, wie in Russland, sondern mit Gold umrahmte Zähne. Sah interessant aus.
Ich überlegte mir, was er wohl für die Fahrt verlangen würde und war bereit, ihm das doppelte von der Tuk Tuk Fahrt am Morgen, also 120 Q zu zahlen. Aber als wir am Marktplatz von Chisec angekommen sind, wollte er absolut gar nichts haben. Wir verabschiedeten uns mit einem herzlichen Handschlag und jeder freute sich auf seine Weise über diese schöne Begegnung. Ich war überglücklich! Und es sollte absolut nicht das letzte mal auf dieser Reise sein, dass mich einfach so jemand mitnahm. Oh Mann, wie fühlte ich mich behütet und beschenkt vom Leben.
Da es gerade erst Mittag war, beschloss ich heute noch weiter nach Playa Grande zu einer weiteren Lagune, der Laguna Lachua zu fahren.
Meine Buchempfehlungen für Guatemala:
Reise Know-How Guatemala: Reiseführer für individuelles Entdecken
Lonely Planet Guatemala (Country Regional Guides)
Reise Know-How Landkarte Guatemala, Belize (1:500.000): world mapping project
Im Land des ewigen Frühlings: Guatemala-Roman
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Meine Mexiko/Guatemala/Belize-Reise begann in Mexiko:
Mexiko 2017 (3/6) – Bacalar: Eine Bootsfahrt über die wunderschöne klare Lagune der sieben Farben.
Dann über Belize:
nach Guatemala:
Guatemala 2017 (1/15) Flores im Lago Peten Itza: Cool Beans & San Telmo, bunte Kaffees zum Relaxen.
Guatemala 2017 (12/15) – Lanquin / Semuc Champey: Traumhafte Natur-Swimming Pools im Dschungel.
Guatemala 2017 (15/15) Livingston: Eine lebhafte Stadt an der Flussmündung zum karibischen Meer.
Von Guatemala über Belize:
Belize 2017 (2/3): Blue Creek – Besuch bei Judy und John, einer Mennoniten-Familie. „Hard work, strong ethics & deep roots“
Belize 2017 (3/3) – Corozal: Ein traumhaftes Meer, aber niemand ist drin!?!
Zurück nach Mexiko:
Mexiko 2017 (5/6) Coba: Ruinen, Cenotes (Höhlen mit Pools) & das Restaurant el Cocodrilo am See.
Mexiko 2017 (6/6): Playa del Carmen: 1h vom Flughafen Cancun entfernt – das mexikanische Mallorca.
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