Unterwegs im Minicamper (7): Wintercamping in Polen – Heuscheuergebirge (2/2) – Wanderung zum Irrgarten von Bledne Skaly im Nebel & Startschwierigkeiten im Schlaubetal (die Batterie ist leer).
Von Raszkow nach Karlow
Die erste Nacht haben wir auf einem Feldweg über Raszkow verbracht und sind nun echt gut gelaunt auf dem Weg in den Nationalpark Gor Stolowych. Und ich habe keine Ahnung, was mich hier erwartet. Wir wollen wandern gehen, das ist klar. In Wambierzyce schickte mich mein Navi erst einmal über einen Feldweg, der dann in einer matschigen Wiese endet und ich beschloss umzudrehen. Ein Glück, denn das wäre auch nicht der richtige Weg gewesen. Auf dem Weg nach Karlow machen wir einen kurzen Halt in Radkow und ich bin begeistert, dass die ganzen Lebensmittelläden auch am Sonntag geöffnet haben. Bonita fällt hier auf und ich mit ihr. Sie mag es gar nicht, vor dem Laden angebunden zu sein und bellt fröhlich das halbe Dorf zusammen. Auch hier sind eine Menge netter Leute unterwegs, die aufgeschlossen grüßen, mich beim Einkaufen vor lassen und uns anlächeln.
Irre Felsformationen bei Karlow
Aus dem fahrenden Auto heraus konnte ich leider keine besseren Bilder machen, aber die Felsen sind schon echt schön. Ich bin sehr gespannt, was uns noch erwartet. Noch gefällt mir auch der Nebel und dieser mystische Wald total gut, – die Betonung liegt auf „noch“.
Das Labyrinth von Bledne Skaly
Ich halte auf mehreren Parkplätzen, auf denen jeweils ausgeschilderte Wanderwege in den Wald führen. Am verlockendsten erscheint mir allerdings die Aussicht auf ein „Labyrinth“, und so starten wir Richtung Bledne Skaly. Du kommst zu diesem Parkplatz, indem Du Karlow durchquerst und weiter Richtung Kudowa Zdroj fährst.
Der Wanderweg ist gut zu erkennen und führt durch einen herrlichen Buchen– und Nadelwald. Der Boden ist sehr schlammig und teilweise liegt ein bisschen Schnee. Dann geht es eine Weile über Wurzelgeflecht bergauf, bis wir einen Gebirgsbach erreichen. Auf dem Weg sehen wir immer mal wieder kleinere Felsen im Wald, aber noch keine Außergewöhnlichen. Ich habe immer noch keine Vorstellung, was Bledne Skaly eigentlich ist.
Die Luft ist frisch und kalt, ich fühle mich so frei und glücklich und auch Bonita strahlt Lebensfreude aus, die ansteckend ist. Sie ist schon älter und hat eine leicht wehe Hüfte, aber sie kraxelt vor mir die natürlichen Stufen hoch, als sei sie ein junger Hüpfer. Die Stille tut so gut. Dieser Wald hat etwas magisches. Hier leben Waldgeister, keine Frage. Freundliche und ebenfalls die Ruhe genießende. Denn im Sommer wird es hier voll sein. Nun im Winter kann der Wald neue Kraft tanken. In solchen Augenblicken fühle ich mich lebendig, mehr geht kaum. Das ist das Leben, mehr braucht es für mich nicht. Wald macht so glücklich!
Der Irrgarten von Bledne Skaly
Es ist tatsächlich ein Park, wo man im Sommer Eintritt zahlen muss, dann zwischen den Felsen herumklettern kann und auch eine tolle Aussicht ins Tal haben kann. Leider sind viele der Felsen vereist und für Bonita nicht erkletterbar. Ich habe auch Angst, dass sie sich verletzt oder gar den Abhang hinunter rutscht. So verzichten wir auf den vorgegebenen Rundgang. Dafür entdecken wir unseren eigenen Irrgarten und müssen echt aufpassen, uns zwischen den Felsen nicht zu verirren. Ich bin mir nicht sicher in wie weit diese Felsen zu dem eigentlichen Irrgarten gehören. Wir genießen die Erkundung auf jeden Fall sehr.
Eine Nacht im Nebel!
Nach unserer Wanderung koche ich uns eine leckere Gemüsepfanne im Auto, mh, Bonita mag so was auch gerne. Dann wird es langsam dunkel und ich möchte aus dem Wald raus. Kurz überlege ich, hier einfach stehen zu bleiben, aber nachts alleine finde ich diesen Wald, glaube ich, ein wenig unheimlich und ich habe Angst vor Stürmen und umfallenden Bäumen. Um diese Jahreszeit weiß man ja nie. So fahren wir los. Richtung Norden und durch kleine Dörfer, an Kirchen vorbei und verschwinden irgendwann im Nebel. Es ist ein tolles Gefühl, so in Watte eingepackt. Nur da es auch schon dunkel ist, sehe ich nichts mehr und das Fahren macht keinen Sinn mehr. Ich bitte das Universum um einen sicheren Platz für die Nacht und schon tut sich, von unserem kleinen Sträßchen abzweigend, ein Feldweg mit kleiner Bucht auf. Beim Aussteigen höre ich ein kleines Bächlein in der Nähe und sonst ist nur Nebel und ein paar Bäumchen um uns herum. Alle Geräusche sind so gedämpft, sehr muckelig. Hoffentlich stehen wir nicht in einem Vorgarten oder so, hihi. Der nächste Morgen wird es zeigen.
Auf meiner Karte kannst Du ganz genau meine ganzen Stellplätze und Touren verfolgen. Bist Du auch im Minicamper unterwegs, wo übernachtest Du gerne? Bitte teile Deine Erfahrungen in den Kommentaren, ich würde mich riesig freuen. Vielleicht trifft man sich ja mal?
Wir hatten eine ruhige, aber deutlich kühlere Nacht. Es hat etwa minus zwei Grad. Die Straße ist gefroren und der Nebel an den Bäumen auch. Ich habe herausgefunden, dass es nachts wärmer für mich ist, wenn ich den Schlafsack nur als Decke benutze und direkt auf meinen Öko-Scahffellenfellen schlafe. Die strahlen meine Körperwärme wirklich fantastisch zurück.
Leider ist der Nebel am Morgen nicht verzogen und ich sehe immer noch nicht, wo wir die Nacht verbracht haben. Morgens um 7.00 fahren mal kurz ein paar Autos auf der Straße vorüber, aber ansonsten standen wir hier alleine im Niemandsland. Durch den anhaltenden Nebel ist aber auch die Entscheidung gegen eine weitere Wanderung gefallen. Das macht einfach keinen Sinn, wenn man nicht weit gucken kann. Ich kann mir gut vorstellen, hier im Frühjahr noch mal her zu kommen.
Eine ziemlich eisige Nacht mit Folgen
In der Dunkelheit erreichen wir abends das Schlaubetal. Das kenne ich gut, von Bonitas und meiner Wanderung mit Zelt im Sommer. Was für ein Unterschied, nun mit dem Auto hier zu sein: ein herrliches Freiheitsgefühl. Allerdings ist es sehr kalt in der Nacht. Es ist Zeit, vor allem auch wegen Bonita, meine Standheizung zu testen. Mir ist klar, dass sie auch ein wenig Strom für das Gebläse braucht, aber ihre eigentliche Power bekommt sie durch den Diesel. Ja, ich habe es ein wenig übertrieben und sie viele Stunden in dieser Nacht laufen lassen. Tja, was soll ich sagen, am nächsten Morgen war dann auch die Batterie alle. Ich wollte sowieso zum ADAC, also habe ich ihn angerufen, am Telefon den Vertrag gemacht und dabei wurde mir gesagt, ich sei sofort versichert und der Mann von der Werkstatt mit der Starthilfe sei bezahlt. Leider war dies eine Fehlinformation und ich musste ihn dann doch selber zahlen. Für 80€ eine sehr teure Starthilfe. Da hätte ich mir besser die Mühe gemacht, ein Taxi zu rufen, oder ein Auto anzuhalten. Der ADAC stellte mir dann zwar frei, ob ich den Vertrag haben wolle oder nicht, wegen dieser Fehlinformation, aber ich wollte ja tatsächlich den Schutz haben, vor allem für die weiten Fahrten im Sommer. Shit Happens, es gibt Schlimmeres.
Wieder in Berlin habe ich recherchiert, wie lange man eine Standheizung laufen lassen kann und die Faustregel ist: so lange wie man gefahren ist, so lange kann man sie laufen lassen. Das wären bei mir etwa drei Stunden gewesen und nicht fünf Stunden. – So langsam lerne ich meinen Minicamper kennen. Blöd war nur, dass ich nun ohne Navi oder Musik nach Hause fahren musste, da das Leergehen der Batterie den Bordcomputer lahmgelegt hatte und nur das Autohaus den Pin kannte. Gut, den Pin habe ich jetzt auch besorgt. Also für die nächste Fahrt dürfte dann wieder alles problemlos funktionieren.
Warst Du schon mal in Polen? Bist Du ein Camper? Was hast Du schon unterwegs erlebt? Über Fragen und Kommentare freue ich mich sehr!
Das haben wir in Polen noch erlebt:
Liebe Birgit,
„endlich“ warst du wieder unterwegs und ich durfte auch mit – mit in Form von wunderschönen Aufnahmen ansehen und einen super Reisebericht lesen. Ich freu mich so für dich dass du das alles machen kannst und Riesen-Dank dass ich hier alles mit „erleben“ darf.
Zur tiefsten DDR-Zeit war ich mit meiner Familie einmal im Riesengebirge in Szklarska Poręba und es war damals schon super.
Deine Nebelwaldfotos erinnern mich an einen Aufenthalt im Februar in Bad Elster. Nach einer sehr schweren Erkrankung war ich dort zur Kur und bin stundenlang durch Nebelwald gewandert auch mit vereisten Wegen.
Leider kreisten damals zu viele Gedanken im Kopf und so konnte ich mich nicht richtig an der mystischen Stimmung erfreuen.
Ich wünsche dir noch viele schöne Reisen von denen du immer wieder gesund heimkehrst.
Liebe Grüße von Hannelore
Deine Bonita ist so süß. Ist sie von Spanien?
Deine Bonita ist so süß