Unterwegs im Minicamper (6): Wintercamping in Polen – Heuscheuergebirge (1/2) – Über rumpelige Straßen, magisches Wambierzyce, rauchende Kamine und zahme Bisamratten.

Wambierzyce Polen mit dem Dacia Dokker Minicamper by Birgit Strauch Shiatsu & Bewusstseinscoaching

Einfach mal losfahren!

Ich liebe es, einfach los zu fahren. Ein paar Tage frei, ohne Termine, ohne Verpflichtungen und einfach nur die Möglichkeit zuhaben, sich treiben zu lassen. Bei mir ist es wirklich so, daß das Ziel nicht so die Rolle spielt, sonder der Weg. Sobald mein Dacia Dokker Minicamper gepackt ist, die Kisten verstaut, mein Lieblingshund liegt (wenn er stehen bleibt, purzelt er immer um, Aua!), die Musik läuft und der Navi auf irgendeinen fernen Ort programmiert ist, dann geht es los, yeah!

 

Heute ist Samstag, wir sind Richtung Cottbus auf der Autobahn und fahren in einen göttlichen Sonnenaufgang Richtung Osten, nach Polen ins Heuscheuergebirge. Was auch immer dies ist, viel Zeit habe ich mir nicht genommen, um darüber zu lesen, dafür waren die Tage zuvor zu voll, mit Klienten, Arbeit und meinen Kindern. Aber das macht nichts, irgendwas wird es die 450 km Südöstlich von Berlin schon zu sehen geben.

Dacia Dokker Minicamper Trip ins Heuscheuergebirge by Birgit Strauch Bewusstseinscoaching und Shiatsu

Frühstückspause in Polen

Wir fahren über die polnische Grenze, die man außer einer Geschwindigkeitsbegrenzung auf 60 kmh kaum wahrnimmt. Mir dämmert plötzlich, dass ich noch Geld tauschen muss und halte gleich an der ersten Tankstelle mit Wechselstube. Siedenheiß fällt mir auch ein, dass ich das Brot zu Hause vergessen habe und kaufe ein paar polnische Schrippen. (1€ = 4,19 Sloty). Ich bekomme für 150€ etwas mehr als 600 Sloty, also keinen so guten Kurs an dieser ersten Wechselstube. Ich war auch sehr irritiert, als ich auf meine Frage, ob hier jemand englisch oder deutsch spricht ein entrüstetes „No“ bekomme. Ein wenig ärgere ich mich auch über mich selber, dass ich weder Guten Tag noch Danke auf polnisch gelernt habe. Für all meine Fernreisen habe ich immer die Sprache des jeweiligen Landes versucht ein wenig zu lernen. Ich meine ich bin nur knapp zwei Stunden von Daheim weg und schon in einer anderen Welt.

Besonders die Straßen ließen mich schmunzeln und auch gleich vorsichtiger fahren. Dieser Teil der Autobahn glich einem Waschbrett, es rumpelte uns gewaltig durch und auch die Abfahrt zu der Tankstelle war übersäht mit Schlaglöchern. Interessanterweise sollte sich die Autobahn im Landesinneren komplett verbessern, nur hier im Grenzgebiet war sie nicht erneuert worden.

Ich hatte den kleinen Ort Raszkow in den Navi eingegeben, den konnte ich wenigstens einigermaßen aussprechen. Das wollte ich mir für die nächste Polentour auch aneignen, wie man all diese „szc“ Laute ausspricht. Mir wäre die russische Schreibweise lieber gewesen, die kann ich gut lesen.

 

 

Raszkow Dacia Dokker Minicamper Trip ins Heuscheuergebirge by Birgit Strauch Bewusstseinscoaching und Shiatsu

Fluss bei Raszkow

Als erstes begeistern mich die knallbunten Friedhöfe, die Gräber, die so farbenfreudig mit bunten Kerzengläsern geschmückt sind und dann kommen die vielen alten Häusern mit ihren rauchigen Kaminen dazu. So ein wenig Endzeitstimmug, also am-Ende-der-Welt-sein-Stimmung. Zu Beginn fand ich die Gegend in Polen eher öde, flach und viele spießige neu gebaute Häuschen mit bunten modernen Dachziegeln, die wie Plastikdächer in der Sonne glänzen, gar nicht schön. Aber dann, am Fuße des Heuscheuergebirges änderte sich dies. Es wurde verwunschener, verfallen, dörflich, eben so wie ich es mag.

Die eher triste Winterlandschaft passet zu meinem Bedürfnis nach Ruhe und mit mir und meinen Gedanken alleine zu sein. Im neuen Jahr bei mir ankommen, mehr fühlen als denken. Im Jetzt sein und den Augenblick genießen. Ich mag dieses Einfache hier, das Unaufgeregte, nichts lenkt ab, von dem was ist.

 

 

Am frühen Nachmittag erreichen wir Raszkow, nun ja, wirklich etwas zu sehen gibt es hier nicht, außer Hühner, Landleben und Schilder, die vor Kühen warnen. Mir dämmert, dass ich die Namen Karlow und Radkow und Raszkow irgendwie zusammen gewürfelt habe. Ich glaube, Karlow wird der Ausgangspunkt für unsere erste Wanderung werden. Nur heute habe ich keine Lust mehr, viel weiter zu fahren und ich habe auch schon einen Platz für die Nacht ins Auge gefasst, nämlich auf einem kaum befahrenen Weg oberhalb des Dorfes mit genialem Weitblick. – Nur ein wenig möchte ich mir noch die Umgebung ansehen und steige noch mal ins Auto.

 

Plötzlich fahre ich völlig unerwartet auf diese herrliche Basilika zu:

 

 

Wambierzyce Dacia Dokker Minicamper Trip ins Heuscheuergebirge by Birgit Strauch Bewusstseinscoaching und Shiatsu

Plötzlich eröffnet sich mir dieses Bild aus dem Autofenster. Wow! Damit hatte ich nicht gerechnet.

 

Bang – was für ein Blick!  – der Torbogen unter dem ich hindurch muss mit dem Blick auf eine mächtige Kathedrale überwältigt mich. Damit hatte ich nicht gerechnet. Zufällig bin ich in dem Wallfahrtsort Wambierzyce gelandet. Mein Herz jubelt. Direkt vor der Kathedrale ergattere ich einen Parkplatz und Bonita und ich steigen aus und lauschen den himmlischen Frauengesängen, die aus dieser prächtigen Kathedrale an unsere Ohren klingen. Natürlich sind Kirchen für Hunde tabu und ich möchte meinen alten, tapferen Lieblingshund nicht alleine im Auto zurück lassen. So erkunden wir einfach das Außengelände und die nahe gelegenen Straßen. Bonita im tiefsten Polen, wie aufregend hier alles riecht!

 

Ich bin verzaubert, von den heiligen Gesängen, von dem Sonnenlicht, welches die dunklen Regenwolken über dem Kreuzgang auf dem Hügel gegenüber bescheint und dann von unserer ganz kleinen, aber sehr speziellen Entdeckung im kleinen Bächlein, das durch Wambierzyce fließt. So niedlich die kleine Bisamrattenfamilie.

 

Die zahmen Bisamratten von Wambierzyce

Hier wird eine zahme Bisamrattenfamilie gefüttert und gerne mal besucht. So wie ich in Berlin zu meinen Kindern sagen würde:“Komm wir gehen auf den Kinderbauernhof!“ So sagen sie in Wambierzyce vermutlich:“ Komm wir gehen mal die kleinen Nutrias besuchen!“ So süß!

Wir stehen nicht alleine hier. Ein polnisches Ehepaar gesellt sch zu uns und die wirklich hübsch zurecht gemachte, ältere Dame erzählt mir in gebrochenem Deutsch, dass es dieses Jahr nur vier Junge gab, letztes Jahr hatten sie sogar acht. Ich frage ob das Bisamratten sind, aber nein, das sind keine Ratten, auf polnisch heißen sie Nutria (wie in vielen Sprachen, vermute ich). Ihr Mann, ganz leger gekleidet im Gegensatz zu ihr, lächelt zustimmend. – Ja, Wambierzyce, hier gefällt es mir. Viele Pilger strömen jedes Jahr in den Marienwallfahrtsort Wambierzyce/Albendorf. 1725 wurde die Kirche nach einem Vorbild aus Jerusalem erbaut. Was mir, trotz winterlicher Menschenleere gleich auffiel, war die positive Stimmung. Dieser Ort ist zu recht ein Pilgerort. Ich stelle ihn mir ganz wunderbar im Sommer vor, wenn die ganzen Restaurants offen haben und der Ort tatsächlich von Pilgern bevölkert ist. Auch heute sah ich einige Wanderer und Radwanderer, aber im großen und ganzen waren die Straßen leer.

 

Unsere erste Nacht in Polen

Auf der interaktiven Karte kannst Du ganz genau meine ganzen Stellplätze und Touren verfolgen. Bist Du auch im Minicamper unterwegs, wo übernachtest Du gerne? Bitte teile Deine Erfahrungen in den Kommentaren, ich würde mich riesig freuen. Vielleicht trifft man sich ja mal?

 

Raszkow Polen mit dem Dacia Dokker Minicamper by Birgit Strauch Shiatsu & Bewusstseinscoaching

Mal ein Blick in mein rollendes Schlafzimmer!

Der Stellplatz ist perfekt. In einer kleinen Bucht an einem kaum befahrenen Weg oberhalb von Raszkow. Ich finde es noch immer ein wenig aufregend, ob die Nacht ruhig verläuft, oder ob jemand etwas zu meckern hat oder sich über dieses einfach in der Pampa geparkte Auto wundert. Aber ich habe das Gefühl fast unsichtbar zu sein, so unscheinbar wirkt der kleine Camper. Die Nacht ist total warm (Plusgrade) und die Standheizung läuft kaum. Gegen vier Uhr früh müssen wir beide mal kurz raus, die Stille hier tut unbeschreiblich gut. Einsam ist es hier, herrlich! Am nächsten Morgen bellen die Hunde an einem der Höfe und das ferne Gackern von Hühnern dringt zu uns hinauf.

Nun auf der zweiten Tour komme ich auch schon viel besser mit der Einrichtung im Minicamper klar. Ich habe weniger mitgenommen, und ein paar Dinge, die ich ständig brauche, haben sich schon ihren festen Platz erobert. Und auch Bonita hat sich ihren Platz gewählt, und zwar genau in der Mitte, wo eigentlich meine Füße ihren Platz haben sollten. Warum liegen Hunde nur immer im Weg rum?

Natürlich machen wir uns wieder an das Mülleinsammeln und hier liegt so viel herum. Ich glaube, dass im Sommer viele Menschen diese kleinen Buchten nutzen und die Aussicht genießen. Bierdosen, Saftflaschen und Coffee to go ist die heutige Ausbeute und das einen ganzen Sack voll. Was denkt sich jemand, der eine Plastikflasche in die Natur schmeißt? – Ist mir egal, ich komme eh nicht mehr her?

Vielleicht habt ihr liebe Leser auch Lust bekommen, an Orten, die Euch besonders gut gefallen einfach mal die Runde zu machen und ein wenig Müll mitzunehmen, der nicht von Euch ist. Es ist nur ein Mini-mini-mini Bisschen, was wir für unsere Mutter Erde tun können, als Dankeschön für all die Schönheit, die sie uns jeden Tag bietet.

Ich freue mich über Kommentare, Fragen, Anregungen. Hast Du einen Lieblingsort in Polen? Bist Du gerne unterwegs? Wo übernachtest Du?

 

Und so geht unsere Polentour weiter:

Unterwegs im Minicamper (7): Wintercamping in Polen – Heuscheuergebirge (2/2) – Wanderung zum Irrgarten von Bledne Skaly im Nebel & Startschwierigkeiten im Schlaubetal (die Batterie ist leer).

 

Über unseren Rügentrip:

Unterwegs im Minicamper (4): Rügentrip Teil 2/3 – Endlich Meer, Wellen und Wind! Neu Mukran, das verlassene Bug, ein Stellplatz mit Weitsicht & ein Wanderung von Putgarten/Kap Arkona nach Vitt.

 

 

 

 


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