Unterwegs im Minicamper (12): Richtung Süd-Westen & Abschied von Bonita, unserem Lieblingshund.
Geplant war eine Tour in die Wärme. Seit Tagen hatte es in Berlin, der Ostsee oder auch in Nordböhmen Minusgrade. Mein sehnlichster Wunsch war es, ein wenig Wärme zu erleben und darum zog es uns, also Bonita und mich, an diesem Wochenende Richtung Südwesten.
Ich hatte noch Besuch und kam darum erst am Freitagabend aus Berlin raus. Aber dann konnte mich auch nichts mehr halten. Schnell war der Camper gepackt und los ging es. In der Nähe von Nordhausen, im südlichen Harz, fuhr ich von der Autobahn ab und suchte für uns einen Stellplatz nach dem alten, gut funktionierenden Muster: In eine kleine Stadt fahren, von dort einen Feldweg suchen und dann auf einen Stellplatz hoffen. In Questenberg fand ich einen Feldweg, den ich allerdings ewig entlang fuhr, bevor ich das Gefühl hatte, den perfekten Stellplatz für die Nacht gefunden zu haben. Auch hatte ich heute besonderes Glück, denn der Vollmond erleichterte die Sicht. Fast magisch hing der runde Mond, wie eine überirdische Laterne, über dem Camper und erhellte die mit Schnee bedeckte Landschaft. Noch konnte ich nicht wissen, dass es Bonitas und meine letzte gemeinsame Nacht im Camper sein sollte.
Ich befürchte, ich habe in einem Naturschutzgebiet gestanden, oder zumindest in dessen Nähe. Das war nicht meine Absicht und ich frage mich, wie ich das besser in der Nacht erkennen könnte. Auf dem Feldweg gab es keinen Hinweis, auch kein Fahrverbot oder so und auch kein Halteverbot. Für die Natur wird es allerdings auch keinen Unterschied machen, ob ich das Auto nur parke, dann spazieren gehe oder ob ich ein paar Stunden in meinem Minicamper schlafe.
Wir hatten auf jeden Fall eine traumhafte Nacht unterm Vollmond. Bonita lag eingekuschelt im Schlafsack mit Wärmflasche neben mir. Es war auch die ganze Nacht ruhig, niemand, auch kein Fahrzeug kam in unsere Nähe. Ich mag das, wenn man das Gefühl hat ganz alleine zu sein, weit ab von Menschen. Allerdings ohne Hund, ohne eine treue Gefährtin würde etwas fehlen. Ich brauche für mein Glück so ein treues Fellvieh an meiner Seite. Sie spiegelt Glück, Lebendigkeit und Lebensfreude. Ein Hund macht sich keine Gedanken, er genießt einfach das Leben, yeah!
Auf der interaktiven Karte kannst Du ganz genau meine ganzen Stellplätze und Touren verfolgen. Bist Du auch im Minicamper unterwegs, wo übernachtest Du gerne? Bitte teile Deine Erfahrungen in den Kommentaren, ich würde mich riesig freuen. Vielleicht trifft man sich ja mal?
Auch der nächste Morgen war ein Traum. Der Sonnenaufgang, dazu ein Specht, dessen Klopfen durch das Tal drang. Menschenleer war es, keine Autos, keine Spaziergänger, – Stille. Bonita lies ich frei laufen. Da sie ja schon taub war, war dies immer ein kleines Risiko, denn ich konnte sie bei Gefahr nicht mehr rufen. Aber hier war keine Gefahr, keine Autos oder Felsspalten (wie an der Elbe in der böhmischen Schweiz). Glücklich stromerte sie mit ihrem schlurfenden Gang (schon länger war ein Bein ein wenig gelähmt) umher. Der letzte freie, glückliche Spaziergang. Noch nichts deutete auf das Drama des kommenden Tag hin.
Ziemlich spontan haben wir beschlossen meinen leiblichen Vater, seine Frau und ihre Hunde zu besuchen. Wir hatten uns schon länger nicht mehr gesehen und dieses Wochenende zog es mich wie magisch dorthin. Sie würden allerdings erst abends zu Hause sein und bis dahin hatte ich mit Bonita noch etwas Zeit. Wir stoppten an der Schwarzenbach – Talsperre. Auch hier machten wir noch einen Spaziergang und Bonita ging es den Umständen entsprechend, also wie eben einer alten Hundedame entsprechend gut.
Etwa 60 Kilometer südlich der Schwarzenbach Talsperre liegt Appenweier. Da mein leiblicher Vater noch nicht zu Hause war, hielten wir auf einem Feld, wo ich früher, bei anderen Besuchen, schon öfter mit den Hunden spazieren war. Übrigens dies wäre auch ein Stellplatz für eine Nacht, wenn Du mal bei Appenweier einen Stellplatz suchst. Ich kann mir nicht vorstellen, daß jemand etwas dagegen hätte und in einem Naturschutzgebiet liegt er auch nicht. (Auf der Karte findest Du alle Plätze & Stellplätze, wo ich mit dem Minicamper war.) Hier hat man eine herrliche Aussicht auf die Obstbäume, kann über die Feldwege durch die Plantage spazieren gehen und wenn man Glück hat, auch ein paar Lamas / Alpakas sehen. (Ja, Lamas gibt es immer häufiger in unseren Breitengraden, wie in Krasna Lipa in Nordböhmen in unserem Guesthouse).
Und plötzlich brach etwas in ihr zusammen
Das tolle mit so einem Camper ist, dass wir einfach nur parkten und schon zu Hause waren. Im Moment unserer Ankunft prasselte ein Regenschauer nieder. Ich packte den Kocher aus und kochte eine Gemüsepfanne mit Käse und Ei. Auch Bonita stellte ich ihr Fressen hin, aber sie wollte nicht, wie den ganzen Tag schon nicht. Der Regen prasselte auf unser Dach, ich legte mich auf mein Bett, machte mich über die Gemüsepfanne her und begann einen Film zu sehen. Dann kam plötzlich die SMS, dass mein Vater schon daheim wäre, fast 2 Stunden früher. Ich packte alles zusammen. Da der Regen aufgehört hatte, lies ich Bonita noch mal raus und nun war es plötzlich ganz schlimm mit ihr, sie konnte nicht mehr stehen und fiel immer wieder um. Es war, als ob der Himmel vorher geweint hätte, als etwas in ihrem alten Körper zusammen gebrochen ist. Ich trug Bonita wieder ins Auto und fuhr erst mal zu meinem Vater.
Aber dort wurde es auch nicht besser. Sie zeigte kein Interesse mehr für die Hunde dort. Sah ganz orientierungslos und gar nicht mehr so richtig da (in dieser Welt) aus. Wir machten ihr ein gemütliches Plätzchen an der Heizung und die Nacht verbrachte sie im Bett unter meiner Decke in meinen Armen. Früher war sie aus meinem Bett immer geflüchtet. Sie mochte in der Regel lieber alleine schlafen. Aber in unserer letzten Nacht schlief sie in meinen Armen, tief und ruhig.
Bonitas letzte Reise und das Leben danach oder was Bonitas Seelchen noch zu sagen hatte.
Auch am nächsten Tag war ihr Zustand nicht besser. Sie fiel um, vor allem auch beim pinkeln und wollte nicht fressen. Auch die anderen Hunde ließen sie in Ruhe, als ob sie spürten, dass sie gehen wollte. Ich tat mich schwer mit der Entscheidung. Konnte sie noch gerettet werden oder litt sie zu stark? Mit meinem Vater, seiner Frau und ihren zwei Hunden machten wir mittags einen kleinen Ausflug, der mir Klarheit brachte. Der Fluss und der Spaziergang taten gut und ebenso der Besuch in der kleinen Kirche und der Mariengrotte, ein wahrlich energetischer Platz. In der Kirche bei den Opferkerzen, wo ich drei, für meine Kinder und Bonita anzündete fiel dann die Entscheidung. Dort saß nämlich mitten im Winter ein Schmetterling. Auch mein Vater konnte in ihm das Zeichen sehen, obwohl er sonst einer der irdischsten Menschen ist, die ich kenne. Es kann sein, dass der Schmetterling eingefroren war, ich mochte ihn nicht berühren. Wir sahen ihn einfach nur als Zeichen. In dem Moment hatte ich das Gefühl, Bonitas Seele würde am liebsten davon fliegen und ihre schmerzende Hundehülle verlassen. Nun war es meine Aufgabe, sie dabei zu unterstützen und zu begleiten und das eben auch recht schnell.
Am Sonntag Nachmittag sind wir dann zu einem Tierarzt, der meine treue Hundeseele eingeschläfert hat. Als die Narkose wirkte und ihre Schmerzen nachließen, bekam sie auch wieder ihr altes Bonita Gesicht, ganz entspannt. Als die Giftspritze dann wirkte, war es wirklich so, als ob ihr Seelchen aus dem Kopf herausfuhr, unter der Praxisdecke hängen blieb und noch eine Weile lächelnd auf uns herabsah. Dieser Seelenfunke ist es auch, der bleibt, mit ihm kann ich reden, wortlos oder mit Worten. Das fühlt sich gut an. Sie ist irgendwie noch da. Auch heute noch, wenn ich das schreibe. Und sie ist tatsächlich nicht alleine. Ich habe sie gefragt, wo sie nun hin gehen würde und sie zeigte auf eine riesige Wolke, die aus gaaaanz vielen Seelenfunken bestand. Das war ein schönes Bild, welches sich sehr, sehr kraftvoll anfühlte. Die Worte, die zu dieser Seelenfunkenwolke auftauchten waren: „Motor der Erde“. Für mich war das neu, so hatte ich das noch nirgends gelesen. In meiner Vorstellung gehen Seelen ins Bardo ein, eine Art Wartesaal in der buddhistischen Leere und ich dachte sie werden von dort wiedergeboren. Was mir Bonitas Seelenfunken zeigte war neu für mich. Diesen „Motor der Erde“ scheint es aber im Buddhismus auch zu geben. Ich bin mal wieder sehr fasziniert über die Informationen, die ich erhalte, wenn ich mit dem Feld verbunden bin oder wie in diesem Fall mit der Seele meines Hundes, die ja nicht getrennt ist vom Feld, wie all unsere Seelen natürlich. Ihren Hundekörper, der auf dem Behandlungstisch zurückblieb, empfand ich nur noch als leere Hülle, da war Bonita nicht mehr drin. Er kam mir wie ein unbewohntes Haus vor und die Einäscherung schien mir die beste Wahl. Wäre es nicht Winter gewesen und der Boden gefroren, dann hätte ich sie gerne auf dem Gelände meines Vater vergraben. Den Körper mit all den „Stoffen“ der Erde zurück zu geben. Aber bei den Temperaturen hätte ich sicher tagelang gebuddelt.
Ich war unglaublich glücklich, bei meinem Vater und seiner Frau zu sein, beide hatten schon einige Hunde loslassen müssen und konnten empfinden, was ich empfand. Und Bonita mochten sie auch sehr und konnten sich so auch von ihr verabschieden. Ich hätte mir keinen besseren Ort für diesen Abschied vorstellen können. Mal wieder war ich erstaunt von den Zufällen, wie das Leben so spielt. Also ich glaube ja nicht an Zufälle, sondern ich denke, wenn man sich dem Lauf des Lebens überlässt, dann passieren die Ereignisse so rund und harmonisch, eben zum Besten von Allen. Dann ereignen sich eben Ereignisse oder Fügungen, die wir als Zufälle wahrnehmen. Ich bin glücklich. Danke liebes Universum für Deine Unterstützung!
Am Montag früh bin ich heim nach Berlin gefahren. Die 9 Stunden Fahrt lang habe ich eigentlich nur geweint, aber das tat gut. Ich war es gewohnt mit voll aufgedrehter Heizung zu fahren und vor allem ganz langsam in die Kurven zu gehen, alles wegen meiner alten Hundedame, die sonst hinten im Auto lag. Nun konnte ich die Heizung herunterdrehen und die Kurven schneller nehmen, aber bei jeder Kurve kamen mir noch mal mehr die Tränen, weil ich hier den Verlust so deutlich merkte. Die Geschwindigkeit und die vielen Tränen, dazu laute Musik, all das tat gut, mit dem Verlust umzugehen. In der Wohnung zu Hause in Berlin wäre ich, glaube ich, durchgedreht. So hat mein Minicamper mir auch bei der Trauer tolle Dienste geleistet.
Jetzt sind gut drei Wochen vergangen und nun kann ich endlich diesen Artikel fertig stellen. Bonita hat gefehlt im Alltag. Überall, immer, beim einkaufen, kochen, essen, schlafen, aufwachen… Oh mann ist das öde ohne Fellnase. Aber nun komme ich aus meinem Loch hervor. Es tat gut, mich ein wenig zurück zu ziehen. Und wir haben Grund zu großer Freude, denn am Karfreitag wird ein zweijähriges Hundemädchen, auch wieder aus Spanien, hoffentlich wohlbehalten zu uns stoßen.
Spannender Weise kommt sie „zufällig“ in Minden an, mit einem LKW, in dem ganz viele Hunde mitfahren. Und Minden liegt nur wenige Kilometer von Bückeburg, meinem Geburtsort entfernt, wo meine leibliche Mutter lebt. Ist das nicht wieder eine schöne Geschichte? Von meinen leiblichen Eltern, die ich erst mit 30 kennen gelernt habe, habe ich meine Liebe zu Hunden geerbt. Und Bonita durfte bei meinem leiblichen Vater „gehen“ und unsere neue Hündin kommt bei meiner leiblichen Mutter an.
Leute, ich liebe das Leben, ist es nicht großartig?
Ich freue mich schon, bald wieder unterwegs zu sein und vor allem nicht alleine. Letztes Wochenende hatte ich vier Tage frei, normalerweise wäre ich unterwegs gewesen, aber diesmal habe ich fast die kompletten vier Tage auf dem Sofa verbracht mit Blick auf Bonitas leeres Hundekörbchen. Ich glaube, auch das war wichtig. Nun habe ich aber genug getrauert und die schönen Erinnerungen werden überwiegen!!
Herzige erlebte Geschichte von dir. Bonita ist im Herzen bei dir. Wird sich bestimmt mitfreuen, wenn du wieder einen süssen Hund im Haus hast.😊👍🙋♂️🌻❤