Kirgistan, Backpacking mit Kindern (1/11) – Bishkek: Wasserschlacht im Nomad´s Home & der Vergnügungspark von Bishkek.

Nomad´s Home Bishkek Kirgisistan by Birgit Strauch Shiatsu & ThetaHealing

Wieso nach Kirgistan oder Kirgisistan oder Kirgisien?

Warum ich mich für ein Reiseziel entscheide, hat nie rationale Gründe, es geschieht meist aus dem Bauch heraus. So stand ich in dem Buchladen am Flughafen Berlin Tegel, als ich nach Baden Baden zu einem Seminar flog und brauchte noch eine Lektüre für den Flug. Ich weiß noch genau, wie mein Blick auf den Kirgistan Reiseführer fiel. So war die Idee geboren.

Meine Kinder Hannah und Lasse waren acht und sieben Jahre alt. In meinen Augen groß genug für ein Abenteuer in eine uns fremde Welt. In dieser Zeit mussten wir aufs Geld achten und so kam nur eine Rucksackreise auf eigene Faust in Frage, abgesehen davon, dass ich sowieso am liebsten auf eigene Faust und mit dem Rucksack unterwegs bin.

In meiner Erinnerung zählt die Kirgistan Reise zu den besten Reisen, die ich je gemacht habe. Das liegt einmal daran, dass beide Kinder dabei waren, und dass wir einfach drauf los gefahren sind, ohne besondere Ausrüstung, für die das Geld sowieso nicht da gewesen wäre. Wir hatten z.B. alle nur einfache Turnschuhe an, anstatt wasserfester Wanderschuhe. Das ist ein Unterschied, vor allem wenn man, wie wir, Wanderungen in den Bergen durch Schlamm und Hagelschauer unternimmt. Es war gut, das wir das alles nicht vorher wussten. Wir haben auch alle ein paar Kilos abgenommen, auf dieser Reise. Das lag nicht an schlechten Essen, sondern daran, dass es nicht immer dann Essen gab, wenn wir hungrig waren und wenn es dann Essen gab, hatten wir nicht unbedingt Hunger. Auch ist es einfach anstrengend gewesen, durch die Höhe, in der wir uns meist aufhielten. Im Tal, rund um Bishkek und am Issuk Kul See war es richtig heiß und in den Bergen, auf bis zu 3900 Meter, haben wir gefroren und die Kinder waren ganz erschlagen durch die Höhe. Aber was tut man nicht alles, um Yaks in der Steppe zu sehen.

Hannah hat sich, nach diesem Urlaub, gegen meine Art zu Reisen entschieden und in meinem Sohn ist die Leidenschaft für Abenteuer entfacht worden. Er hat die unverzichtbare Eigenschaft geerbt, harte Umstände mit Gleichmut zu ertragen und sich auch mal durchzubeißen. In Borneo und ganz besonders in Russland in der Taiga beim Volk der Ewenken, hat er diese Fähigkeit auch gebraucht und ich bin stolz auf den kleinen-großen Kerl.

Aber jetzt zu unserem Kirgistan Abenteuer. Es fing schon in Berlin am Flughafen Schönefeld an, schwierig zu werden. Eingepfercht in der kleinen Halle, ohne Getränkestand und Toiletten, mussten wir eine halbe Ewigkeit anstehen, um für den Flug nach Moskau einzuchecken. Für Hannah (8 Jahre), die schon immer unter Reiseübelkeit gelitten hat, war die Hitze und das Gedränge vor dem Schalter zu viel, so dass ihr übel wurde. Ich war heilfroh, als wir endlich im Flugzeug saßen und mit Hilfe netter Menschen auch die Sitzplätze tauschen konnten, so dass wir alle drei zusammen saßen. Im Moskauer Flughafen mussten wir dann tatsächlich eine halbe Stunde lang durch den Flughafen laufen, bevor wir unser Gate nach Bishkek erreicht hatten. Mit zwei müden Kindern und Handgepäck für drei, war auch dies eine kleine Herausforderung. Ebenso herausfordernd waren die Preise für ein wenig Fastfood. Am Restaurant neben unserem Gate, kaufte ich für die Kids pappige Weißbrotsandwiches und Chickennuggets für 20 $. Wie schon gesagt, wir mussten unser Geld zusammen halten. Es ist ein Unterschied, ob man alleine fährt oder mit Kindern, die vielleicht ein klein wenig mehr Sicherheit, Komfort oder anderes Essen brauchen, als man selbst.

Aber auch diese Warterei ging zu Ende und den Flug nach Bishkek überstand Hannah, ohne weitere Spucktüten zu füllen. Langsam stellte sich bei mir das Gefühl ein, wirklich unterwegs zu sein. Nach diesem Gefühl bin ich süchtig, nicht zu wissen, was der nächste Tag bringt und immer die Möglichkeit neue, ungewöhnliche Dinge zu sehen und zu erleben.

In Bishkek am Flughafen hatte man nicht das Gefühl, an einem Hauptstadtflughafen zu sein. Kaum traten wir in die Halle, belagerten uns zwei Taxifahrer. Ich war müde und noch mit voller Aufmerksamkeit bei meinen Kindern. Ich entschied mich, erst einmal die Toilette aufzusuchen, um an mein Bauchgefühl zu kommen, was mich auf Reisen immer ganz wunderbar leitete. Dann sammelte ich ein paar in Berlin gelernte russische Wortfetzen zusammen und handelte mit dem einen Taxifahrer einen Preis zu unserer Homestay-Unterkunft aus. Wir hatten ein immer im Nomad´s Home, welches hinter dem Busbahnhof lag, reserviert. Das Aushandeln auf russisch war nicht so leicht, dann mein neugieriger Sohn wollte alles genau wissen und gleich jedes Wort übersetzt haben.

Endlich saßen wir dann in in einem weißen PKW, durch dessen verrostetes Bodenblech man die Straße sehen konnte. Der Fahrer fuhr uns zu der angegebenen Adresse. In der Straße angekommen, verschwanden die Häuser allesamt hinter hohen Mauern. Die Sonne ging gerade auf und es war noch zu früh für Passanten. Dafür gab es aber ein paar Hunde, die auf der Straße herum lungerten. Schließlich traute ich mich, an einer blauen Metalltür ein wenig Radau zu machen und tatsächlich, eine junge Frau kam und geleitete uns dann durch einen Garten mit Jurte und Plantschbecken zu einem kleinen Raum mit Ups! nur zwei Betten. Das war auf dieser Reise öfter der Fall, aber wir hatten jeder einen dünnen Daunenschlafsack dabei, und so lies sich ganz schnell ein drittes Bett auf dem Boden bereiten mit den Bettdecken als Unterlage.

Angekommen! Meine Kinder fielen in einen erschöpften Schlaf und ich hatte das Problem, dass ich uns gerne etwas zu Trinken und zu Essen besorgt hätte, aber ich konnte die Kinder weder wecken, noch einfach alleine lassen. Nicht am ersten Tag in einem fremden Land. Zum Schlafen war ich zu aufgeregt und so harrte ich in dem schönen Garten aus. Wenigstens erstand ich eine Flasche Wasser von der jungen Frau, die uns geöffnet hatte. Es war wohl so, dass die eigentliche Gastgeberin plötzlich ins Krankenhaus musste und uns darum auch niemand erwartete. Die junge Frau war mit uns und auch den zwei anderen Gästen ein wenig überfordert.

Unser erster Nachmittag in Bishkek wurde dann allerdings schön. Immerhin gab es ein Plantschbecken für die Kinder und so war ihre Welt in Ordnung. Wir gingen einkaufen, machten einen kurzen Spaziergang in die Umgebung und entdeckten auf einer Taxifahrt ins Zentrum den Vergnügungspark von Bishkek.

Im Nomad´s Home zeltete ein französisches Pärchen im Garten, sie waren mit Fahrrädern auf Weltreise und hatten viel zu erzählen. Und Hannah und Lasse freundeten sich mit Asale und Sadat, den Kindern unserer Vermieterin an.

Am Nachmittag, nach ein paar Stunden Schlaf und dem ersten Einkauf, nahmen wir uns ein Taxi in die Innenstadt. Naja, wenn man mit Kindern unterwegs ist, dann besucht man vielleicht nicht als ersten Kirchen, Rathäuser oder Denkmäler, sondern eben einen Vergnügungspark. Wir hatten Spaß. Ich hatte das Gefühl, gleich mitten drin zu sein, in unserem Abenteuer, im kirgisischen Leben. Und genau das wollten wir doch auch. Sightseeing konnte warten, wir würden am Ende der Reise noch einmal nach Bishkek kommen. Für morgen war erst einmal geplant, zum Issuk Kul nach Tamchy zu fahren. Unser Taxifahrer war bereit, uns für 3000 Som, direkt nach Tamchy zu fahren. Das waren nur etwa 40€ und ich sagte sofort zu.

Hier die ersten Eindrücke aus Bishkek und unserem Nachmittag im Vergnügungspark:

 

Hier meine Buchempfehlungen zu Kirgistan:

Kindheit in Kirgisien von Tschingis Aitmatow: Aitmatow hat die Gabe, Bilder im Kopf entstehen zu lassen mit seinen Erzählungen. Eine wunderbare Einstimmung auf die Reise.
Ein Tag länger als ein Leben von Tschingis Aitmatow: hochgradig spannend, regt zum Nachdenken an.
Kirgistan: Zu den Gipfeln von Tien-Schan und Pamir (Trescher-Reihe Reisen) :Wenn Du wirklich Informationen über das Land und die Leute haben möchtest, dann ist dieser Reiseführer ein Muss!
Reise Know-How Landkarte Zentralasien (1:1.700.000) : Usbekistan, Kirgisistan, Turkmenistan und Tadschikistan: Die Reise Know-How Landkarten habe ich fast auf jeder Reise dabei. Besonders in Gegenden, wo es nur wenig Internet gibt.

 

Warst Du schon mal in Kirgistan? Wie hat es Dir gefallen? Was hast Du erlebt? Oder hast Du Fragen. Bitte schreib es in die Kommentare, ich freue mich sehr. – Verpasse keinen spannenden neuen Bericht und abonniere meinen Newsletter!

 

Und so ging unser Abenteuer Kirgistan weiter:

Kirgistan mit Kindern (2/11) – Issuk Kul – Tamchy: Blumengarten, Pferde, Esel & der See in Gewitterstimmung.

Kirgistan mit Kindern (3/11) – Grigorjevskoe Schlucht: Jurten, Adler, Pferde & ein Schaf wird geschlachtet.

Kirgistan mit Kindern (4/11) – Karakol: Coole Kletterwand, der Zoo von Karakol, Holy Trinity Cathedral & bummeln über den Markt.

Kirgistan mit Kindern (5/11) – Altyn Arashan/алтын арашан: Ein magischer Kraftort zum wandern, reiten und neue Freunde finden.

Kirgistan mit Kindern (6/11) – Karakol: Der größte Viehmarkt Zentralasiens.

Kirgistan mit Kindern (7/11) – Von Karakol nach Kaji Say / кажы сай: Ein gebrochenes Herz, sieben Bullen und die Barskaun / барскаун Schlucht.

Kirgistan mit Kindern (8/11) Kaji Say / кажы сай: Baden im einsamen Issuk Kul.

Kirgistan mit Kindern (9/11) – Kочкор – Kochkor: Eine tolle Gastfamilie, ein heftiges Gewitter & das beste Essen von Kirgistan.

Kirgistan mit Kindern (10/11) – Song Kul: Unendliche Weite, Yaks, Hagel, eine Nacht in der Jurte & ein Ritt am See.

Kirgistan mit Kindern (11/11) zurück in Bishkek: Rutschen, Zuckerwatte & Bier mit Strohhalm.


Januar 22nd, 2017

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  • Hallo Birgit
    Sehr fasziniert lese ich deine Berichte über Kirgistan.
    Wir sind eine 5-köpfige Familie, die mit dem Gedanken spielt, eine ähnliche Reise zu machen, wie du beschrieben hast.
    Kannst du mir sagen, wie lange ihr euch in Kirgistan aufgehalten habt? In welchen Monaten seid ihr gereist?
    MFG Priska

    • Hallo Priska!
      Wir sind in den Berliner Sommerferien etwa 4 Wochen unterwegs gewesen. Und ganz ehrlich, ich würde es jederzeit wieder machen! Meine Tochter fand es jetzt nicht ganz so prickelnd, sie war schon als kleines Mädchen eher der Typ, der gerne am Pool gelegen hat. Dennoch ich glaube, dass man auf solchen Reisen fürs Leben lernt, auch mal ein paar Unannehmlichkeiten (Kälte, Hitze, Warten müssen) in Kauf nehmen zu können und es eigentlich kein Problem ist. Ich hatte damals wenig Erfahrung mit Kids (war meine erste Backpackingreise mit Kids) zu reisen, und auch kaum Ausrüstung und dennoch war alles toll. Ganz viel Spaß wünsche ich Euch und ich kann nur sagen, die Menschen in Kirgistan waren so irre freundlich und hilfsbereit. Ein bisschen russisch sollte man sich vielleicht aneignen… Ich freu mich für Euch, alles Liebe, Birgit

  • Lustig, bei uns ist die Tochter (9) diejenige, die sofort Feuer und Flamme war, als sie vom Leben in Jurten und reiten auf Pferden hörte! Ich bin gespannt, wie ihre beiden Brüder (7+4) mit dem einfachen Leben umgehen werden. Die beiden sind sehr neugierig und schliessen schnell Freundschaft mit Kindern. Ich glaube auch ihnen wird der Raum und das Leben in der Natur gefallen.
    Was die Reisezeit angeht haben wir zwei Optionen. Die erste ist von Mitte April bis Mitte Mai, die andere im Juni. Wenn wir uns in der ähnlichen Region wie ihr bewegen, welche Reisezeit würdest du uns empfehlen? Wie empfandest du eure 4 Wochen in Kirgistan von der Länge her? Hättet ihr es auch gut noch 1-2 Wochen länger ausgehalten oder hat man in dieser Zeit die Region gesehen?
    Wie sieht es mit den Taxis aus? Können auch 5 Personen mitfahren?
    Ich freue mich auf deine Rückmeldung!
    Liebe Grüsse, Priska

    • Hey, die Nomaden mit den Jurten leben eher auf 2000 Meter und mehr, da ist dann vermutlich der Juni besser, sonst wird es noch zu kalt sein. Selbst im Sommer war es am Song Kul in der Nacht richtig kalt. Mein Sohn hatte auch ein wenig mit der Höhe zu kämpfen und die Kids waren furchtbar müde, darum denke ich, mehr Zeit ist immer besser zum eingewöhnen. Und Freunde haben meine Kids auch überall gefunden, die Kirgisischen Kinder waren aber auch echt offen.
      In der Nähe von Bishkek sind wir sogar mal in eine Polizeikontrolle mit dem Taxis gekommen, keine Ahnung wie das da ist mit fünf Leuten im Taxi. Sonst haben wir meist Privatleute gehabt, die uns gefahren haben oder zum Song Kul kann man Touren buchen, dort bekommt man dann sicher auch ein passendes Auto. Und so richtig auf dem Land wird es vermutlich niemanden interessieren, wie viele Leute in einem Auto sitzen, könnte ich mir vorstellen.
      Viel Spaß Euch und ich freue mich zu hören, wie es war!

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