Ein verdammt glücklicher Tag! – Wanderung zum Canyon Blick bei Lengerich und ein Himberkuchen in Tecklenburg.

Gut Stapenhorst Teutoschleifen Wanderung Canyon Blick by Birgit Strauch Bewusstseinscoaching & Shiatsu

Natürlich bekommt ihr gleich jede Menge Photos von der Teutoschleifen Wanderung zum Canyon Blick und von dem malerischen Fachwerkort Tecklenburg, aber darum geht es nicht nur, sondern ganz besonders auch um die Geschichte von meiner Mama Claudia und mir. Solche Wanderungen oder gemeinsamen Erlebnisse sind für mich etwas ganz Kostbares, etwas ungemein Wertvolles, denn es gab noch nicht so viele Erlebnisse dieser Art. Wir kennen uns erst seit 13 Jahren. Ich habe meine Mutter erst mit 30 kennen gelernt. Naja, wer weiß wozu dies gut war, so blieben uns die unendlichen Tiefen erspart, die eine Mutter-Tochter-Beziehung während der Pubertät erreichen können. Und ich weiß wovon ich rede, denn ich habe so einen Teenie zu Hause und habe es meiner Mum in meiner Teeniezeit auch nicht gerade leicht gemacht (sorry nochmal!).

Aber jetzt erst mal zu unserer Wanderung. Der Startpunkt ist an einer kleinen Friedhofskapelle, die wir nach Abfahrt von der Autobahn über eine wenig befahrene Strasse, eigentlich nur für Anlieger, erreichten. Und bitte parkt auf dem Parkplatz, wo ihr dieses Schild (Photo unten) seht und auch die kleine Kapelle und nicht in Lengerich am Klinikum, wo es nochmal eine Kapelle und einen Friedhof gibt. So taten wir uns nämlich sehr schwer, den Einstieg zu finden, und irrten fast eine Stunde auf dem Klinikgelände herum, da wir an der falschen Kapelle geparkt hatten. Also so sieht der richtige Beginn der Wanderung aus:

Nachdem wir den Einstieg gefunden hatten, war es wirklich ein Leichtes, den Schildern zu folgen und sich durch herrliche, abwechslungsreiche Natur treiben zu lassen. Gleich zu Beginn gab es einen kurzen Anstieg, aber schließlich tut es doch auch gut, ein paar Kalorien zu verbrennen, damit wieder Platz für ein Stückchen Kuchen ist. Allerdings gibt es auf der gesamten Wanderung, etwa vier Stunden, wenn man die Zeit für die vielen Photostops mit einberechnet, keine Möglichkeit irgendwo einzukehren. Nicht weiter schlimm, wir hatten unsere Brotboxen dabei und an leckeren Apfelbäumen kamen wir auch vorbei. Nach der Wanderung kann man ins etwa 7 Km entfernte Tecklenburg fahren, wo es eine gute Auswahl an Kaffees und eine besonders leckere Bio-Pommes-Bude gibt.

Die Liebe zu Hunden habe ich von meinen leiblichen Eltern geerbt, die beide immer Hunde hatten. Spannend, was man so alles vererben kann. Auf dieser Wanderung begleitete uns Gabor, ein treuer Findelhund aus dem Tierheim.

Als erstes möchte ich sagen, dass ich ein ganz wunderbares Elternhaus, bzw. Kindheit hatte und besonders über die Wiener Verwandschaft, meine Oma und Tante sehr glücklich bin. Dieser Flair, dieses Gedankengut, dass ich von meinem Adoptivpapa und seinen Geschwistern mitbekommen habe, um diese weite Weltsicht bin ich sehr dankbar. Auch meine Adoptivmama hat mir unendlich wichtige Dinge über das Leben beigebracht. Ich kann mich in keinster Weise beschweren, meine Kindheit war toll. Vermutlich geborgener und sicherer, als wenn ich bei Teenie-Eltern, die selbst noch ganz am Anfang von ihrem Leben standen, aufgewachsen wäre. Aber wer weiß das schon, es war eben wie es war. Auf die Suche nach meiner leiblichen Mama habe ich mich kurz nach der Geburt meiner Tochter gemacht. Gerade ein Kind geboren, wollte ich es einfach wissen, wieso ich nicht bei meinen leiblichen Eltern aufgewachsen bin. Natürlich war ich auch sehr neugierig – wer war sie.

Heute kenne ich sie natürlich ein wenig und genau darum hat mir diese Wanderung so unglaublich viel Spaß gemacht. Ständig sind wir stehen geblieben und haben Photos gemacht. Die ganze Zeit haben wir erzählt und gelacht, wie den Tag davor und den Tag danach auch. Es wurde und wurde nicht langweilig. Gemeinsam die wunderschöne Natur betrachten ist einfach das Größte! Auch der Spätsommer zeigte sich von seiner besten Seite, es war angenehm warm und die Wolkenbilder beeindruckend, trotzdem so gut wie kein Regen. Wir kamen an echt hohen Maisfeldern vorbei, Maronenbäumen und einem kleinen See, in den sich gleich Gabor stürzte.

Meine leiblich Mama Claudia damals vor 13 Jahren ausfindig zu machen war ganz einfach, so dass ich mich wunderte, warum ich früher davor zurückgeschreckt war oder es bei meinem ersten Versuch nicht geklappt hatte. Unser erstes Treffen war unglaublich herzlich und wahnsinnig aufregend. Ihre Familie hat es mir sehr leicht gemacht und mich gerne aufgenommen. Auch ihr Mann Jens hat immer wieder beteuert, wie froh er ist, dass ich mich auf die Suche gemacht habe. Jahr für Jahr wuchs ich mehr und mehr in meine neue Familie hinein. Mit meiner Mama ging es ganz schnell, von Anfang an waren wir uns vertraut. Immerhin hatten wir vor ganz langer Zeit mal neun Monate miteinander verbracht, von denen sie fünf Monate lang nichts bemerkt hatte. Das war mein Glück, wer weiß, ob es mich sonst geben würde. Aber ich bin sowieso ein Glückspilz, das scheine ich von meiner Oma geerbt zu haben, die ich leider nie kennen gelernt habe. Manchmal meint meine Mama, ihre Mutter in mir zu sehen.

Bei Leeden stießen wir trotz späterer Jahreszeit noch auf ein blühendes Rapsfeld. Vielleicht hätte sich ein Besuch im Dorf gelohnt, uns zog es aber weiter um das Dorf herum. Langsam hatten wir Hunger und wollten uns einen Rastplatz suchen.

Die Felder gingen in einen dunklen Wald über, ganz anders als der, den ich von Brandenburg her kenne. Auch hier mussten wir noch mal ein Stück steileren Anstieg bewältigen. Hier führte ich doch gerne mal Gabor an der Leine, der einen kräftig bergauf zog. Der Leedener Berg ist mit 202 Metern die höchste Erhebung im nordwestlichen Teutoburger Wald. Von den Ruinen des Lusthäuschens soll man bis zu den Türmen des Osnabrücker Doms blicken können. Diesmal verdeckten leider Bäume und/oder Wolken den Blick. Trotzdem ein schönes Fleckchen, um eine Pause zu machen. Als wir hier saßen setzte leichter Regen ein, was aber im Wad kein Problem war und später auf den Feldern hörte es auch wieder auf. Wir sind eben Glückskinder. Und wer will auch schon einen nassen Hund im Auto haben :).

Ich verkünde immer voller Freude, dass ich zwei Mütter und zwei Väter habe, wenn mich jemand fragt und so fühle ich das auch. Alle 4 sind ganz unterschiedliche Menschen und ich bin sehr froh, in dieser jeweils ganz einzigartigen Beziehung zu ihnen zu stehen. Witzig finde ich auch, wie man Ansichten, Vorlieben und auch Ängste vererben kann, aber eben auch erlernen kann. In meiner therapeutischen Arbeit (meine Berliner Praxis) ist dies eine ganz wichtige Thematik, denn manche Menschen, die sich dessen nicht bewusst sind, fühlen sich manchmal sehr fremdgesteuert und wundern sich, warum sie ständig Situationen in ihrem Leben kreieren, die sie nicht haben wollen. Ganz am Anfang, bei einem der ersten Treffen mit meinem leiblichen Papa, habe ich ihm die Frage gestellt, was er eigentlich immer schon mal tun wollte, aber vermutlich in diesem Leben nicht mehr tun wird. Und seine Antwort war die Gleiche, die ich auch gegeben hätte. Nämlich: einen Hubschrauber fliegen können. Spannend, oder? Auch haben meine leiblichen Eltern mit ihren jeweiligen Ehepartnern beide Hunde und möchten gerne oder tun es auch schon, mit dem Wohnmobil Urlaub machen. Ich liebe es ebenfalls sehr im Camper zu schlafen und habe tatsächlich auch mal 1 1/2 Jahre in einem ausgebauten Robur gewohnt. Naja und einen Hund habe ich auch. Von meiner Adoptivfamilie habe ich sicherlich ein tiefes Interesse an spirituellen Themen mitbekommen, besonders mit meiner Wiener Oma und heute auch mit meinem Dad, gab es immer wieder spannende Gespräche über Gott, das Leben und den Tod, Buddhismus, Kirchen, den Dalai Lama und natürlich Goethe, denn der hatte meine Oma immer tief berührt.

So, nun aber weiter mit unserer Wanderung. Gar nicht weit entfernt von unserer ersten Pause am Lusthäuschen, kamen wir zu einer zweiten Pause über dem Biohof Gut Stapenhorst. Hier standen auch die leckeren Apfelbäume und vor allem gab es eine herrliche Aussicht über das Gut, mit einer Liege, die zum längeren Verweilen einlud.

Ziemlich schnell erreichten wir dann auch den Canyon Blick. Leider ist es nicht erlaubt in die Kiesgrube zu gehen, geschweige denn darin zu baden. Hier soll sich die Natur frei entfalten können, ohne vom Menschen gestört zu werden. Schade, aber natürlich so wichtig. Das klare Wasser hat mich sehr an die Laguna Lachua in Guatemala erinnert, auch ein Naturschutzgebiet, wo man nur unter strengen Auflagen baden darf. Ich bin glücklich, dass es solche Gebiete gibt, obwohl ich gerne meine Füße in das klare Wasser gehalten hätte. Jetzt erklärt sich auch der Name Canyon Blick, man darf eben nur einen Blick auf das Paradies werfen.

Die Wanderung ist nicht wirklich anspruchsvoll, selbst wenn Du nicht besonders sportlich bist, ist sie leicht zu schaffen. Ein wenig haben wir ein Cafe vermisst auf dem Weg. Wir haben uns gewundert, dass Gut Stapenhorst nicht auf die Idee eines Hofcafes gekommen ist, denn es waren doch einige Wanderer und Radfahrer unterwegs. So sind wir in das nahe gelegene Tecklenburg gefahren. Hier gibt es eine große Auswahl an Cafes und eine leckere BioPommesBude (www.kostbar-bioimbiss.de). In der Altstadt laden auch jede Menge herzige Lädchen zum Bummeln ein.

 

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Wanderung mit Hund & Zelt – Schlaubetal (1/5) Brandenburg: „Sieg Heil“ im Gewitter – Zelten am Helenesee.

 

 

 

 


  • Liebe Birgit. Danke ,ein sehr schöner Bericht mit tollen Bildern. Nur wer mit offenen Augen und einem guten Herzen durch die Welt geht , kann so schreiben und empfinden. Ich freu mich schon auf die anderen Berichte. Mach weiter so !
    Liebe Grüße deine Ma

  • Hallo meine Liebe,
    dein Bericht ist wieder sehr schön zu lesen und besonders interessant, wenn man sich seit…..25 (!) Jahren mal mehr und mal weniger intensiv kennt 😉
    Danke für Deine Freundschaft und die schönen Berichte!
    Deine Doreen

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